KOMMENTAR: ROGER REPPLINGER ÜBER FUSSBALL UND KOMMERZ
: Das Dilemma des HSV

Hoffmann ist kein Politiker. Er hat nicht versucht, den HSVern das Investoren-Modell schmackhaft zu machen

Den Konflikt gibt es beim HSV, er geht durch andere Vereine, den Fußball und alle, die mit ihm zu tun haben: Da sind diejenigen – Zuschauer, Spieler, Funktionäre, Journalisten – die den Fußball auf eine etwas konservative, romantische Weise lieben. Ihnen wäre am liebsten, alles bliebe wie zu der Zeit, als sie sich in dieses Spiel und ihren Verein verguckten: Volkspark, Raute, Uns Uwe. Kommt was Neues, tut das weh, und sie wollen es verhindern.

Und es gibt diejenigen, die von Berufs wegen verpflichtet sind, neue Geldquellen zu erschließen, um dem Verein, für den sie arbeiten, im Prozess der Kapitalisierung des Fußballs eine Zukunft zu sichern. Das ist der Grundkonflikt des HSV.

Da ist noch ein zweiter Konflikt: Der Vorstandsvorsitzende Bernd Hoffmann ist kein Politiker. Politik heißt ja, Mehrheiten zu organisieren, um Anliegen durchzusetzen. Hoffmann, dessen Vertrag im Dezember 2011 endet, hat Anliegen, etwa das Investorenmodell Anstoß[3], aber er hat nicht den – zugegeben schwierigen – Versuch unternommen, den HSV-Mitgliedern das Modell schmackhaft zu machen.

Die Quittung ist, dass er sie so stark gegen sich hat wie noch nie seit Februar 2003. Hoffmann hat das Problem, dass ihm der Verein um die Ohren fliegt. Die andere Seite hat auch eines: Mit Volkspark, Raute, Uns Uwe ist nichts mehr zu holen.