„Das ist kein Teil unserer Politik“

Nach einem Anschlag auf den Leiter des Flüchtlingslagers Bramsche wehrt sich der Osnabrücker Verein Avanti gegen Zusammenhänge zum letzten No-Lager-Camp, wie sie in der regionalen Presse hergestellt werden

Die Stimmung in Bramsche bei Osnabrück ist schlecht seit dem Anschlag auf den Leiter des dortigen Flüchtlingslagers Conrad Bramm. Und seit den Presseberichten, die einen Zusammenhang nahe legen zwischen dem Anschlag und der No-Lager-Initiative, die in Bramsche kontinuierlich gegen das Lager und die Lebensbedingungen der Flüchtlinge protestiert.

Vier Muttern am Hinterrad des Wagens von Conrad Bramm waren gelockert, eine war überdreht – Bramm bemerkte das bei einer Autofahrt (taz berichtete). Außerdem sei ein weiterer Anschlag auf einen seiner Mitarbeiter verübt worden, bei dem gleich drei Räder betroffen seien, so Bramm zur Hannoverschen Allgemeinen Zeitung. „Möglicherweise“, schreibt diese, „stecken hinter den Anschlägen radikale Gegner des Flüchtlingslagers“. „Mitarbeiter und Ermittler“ hätten berichtet, dass „Anfang Juni Lagergegner zu den Privathäusern einer Sozialpädagogin und eines Hausmeisters“ gezogen seien und diese als „‚Schweine‘ bezeichnet hätten. Vor die Haustüren hätten sie blutgetränkten Stacheldraht gelegt.“ Die Neue Osnabrücker Zeitung schreibt, dass Bramm laut seinem Chef Christian Lüttgau durchaus „bereits mehrere Tage mit dem manipulierten PKW gefahren sein dürfte.“ Lüttgau zur NOZ: „Ein zeitlicher Zusammenhang wäre dann vielleicht zum No-Lager-Zeltcamp über Pfingsten gegeben.“

Dem Osnabrücker Verein Avanti, der zum Netzwerk der No-Lager-Initiative gehört, stoßen die Presseberichte bitter auf. „Angriffe auf Leib und Leben sind grundsätzlich kein Teil von unserer Politik. Wir schließen solche Aktionen völlig aus“, sagt Hildegard Winkler von Avanti. „Dass hier ein Zusammenhang hergestellt wird, verstehen wir als einen Versuch, uns zu kriminalisieren.“ Bei den Hausbesuchen Anfang Juni, so Winkler, „ist niemand bedroht und niemand angegriffen worden. Die Aktion war öffentlich.“ Am heutigen Sonnabend wird sich Avanti mit anderen No-Lager-Gruppen treffen und eine gemeinsame Pressemitteilung verfassen.

Bei der Staatsanwaltschaft in Osnabrück laufen derweil die Ermittlungen gegen unbekannt wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr. Bestätigen kann Staatsanwalt Volker Brandt einen Anschlag auf Conrad Bramm – nicht aber, dass es noch eine zweiten gegeben hat. An Mutmaßungen, dass die Urheber aus dem No-Lager-Bereich kommen könnten, „kann sich die Staatsanwaltschaft nicht beteiligen“, so Brandt. kli