Keine Indianer in England

LACROSSE Die Irokesen dürfen bei der WM nicht mitspielen – obwohl sie das Spiel erfunden haben

BERLIN taz | Es war vermutlich nicht ihre Absicht. Aber die britischen Behörden haben eine sporthistorische Absurdität provoziert: Indem sie der Nationalmannschaft der Irokesen die Einreise verweigerten, fehlen bei der Lacrosse-Weltmeisterschaft in England nun ausgerechnet diejenigen, die das Spiel vor mehr als eintausend Jahren erfunden haben.

Am Sonntag sollte die Mannschaft in Manchester zum Eröffnungsspiel gegen England antreten. Doch Großbritannien verweigerte die Einreise, weil die Sportler dafür ihre irokesischen Pässe verwenden wollten. Die in Kanada und den USA lebenden Irokesen sehen sich selbst als souveräne Nation. Die von ihnen ausgestellten Dokumente werden zwar international nicht offiziell anerkannt, wurden aber in den vergangenen dreißig Jahren in der Praxis von Staaten wie den USA, Kanada oder eben Großbritannien toleriert.

Jedenfalls bis die USA ihre Aus- und Einreisebedingungen im Kampf gegen den internationalen Terrorismus mal wieder verschärften. Seitdem dürfen die Indianer nicht mehr mit ihren Pässen reisen. Für die Lacrosse-WM in England hatte Außenministerin Hillary Clinton allerdings kurzfristig eine Ausnahme erlassen – „aufgrund der einzigartigem Umstände dieser speziellen Reise“, so ein Sprecher des Ministeriums. Dieser Haltung aber wollten sich die britischen Behörden, als treue Erfüllungsgehilfen im amerikanischen Kampf gegen den Terror, offensichtlich nicht anschließen. TO