Udo schlägt Udo

EXTREME Auf einem Parteitag wählt die NPD ihren ehemaligen Chef Udo Voigt zum Spitzenkandidaten für die Europawahl im Mai – er siegt damit über den neuen Parteichef Udo Pastörs

BERLIN taz | Eine gute Woche ist Udo Pastörs offiziell neuer NPD-Parteichef – schon kassierte er seine erste Niederlage. Nicht er, sondern der frühere Parteivorsitzende Udo Voigt wird die Liste der NPD zur Europawahl anführen. Das entschied ein Bundesparteitag der Rechtsextremen am späten Samstagabend im thüringischen Kirchheim.

In der Abstimmung für den Spitzenplatz habe Voigt 93 Stimmen, Pastörs 71 Stimmen erhalten, sagte ein Parteisprecher. Pastörs trat danach nicht mehr für weitere Plätze an. Für den 61-Jährigen, auch NPD-Fraktionschef im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern, ist das ein überraschender Dämpfer. Erst kürzlich hatte Pastörs die Parteiführung übernommen, nachdem Vorgänger Holger Apfel zurückgetreten war. Mehrere NPD-Verbände hatten seine Kandidatur unterstützt. Pastörs hatte in Kirchheim vor der Abstimmung noch um „Geschlossenheit“ der Partei geworben.

Voigt hatte indes seit Wochen Unterstützer gesammelt. In Brüssel wolle er sich mit „europäischen Kameraden“ zusammentun, ließ er auf dem Parteitag wissen. Was das inhaltlich bedeuten kann, hielt im Tagungsraum bereits ein Banner fest: „Festung Europa schaffen“.

Voigts Wahl ist eine späte Revanche: 2011 war er nach 15 Jahren als Parteichef gestürzt worden – unter Zutun von Pastörs. Nun ist er zurück. Am Kurs der NPD wird sich indes nicht viel ändern: Voigt wie Pastörs stehen für eine radikale Ausrichtung der Partei.

Bei der Europawahl Ende Mai hofft die NPD auf drei Mandate. Ihren Parteitag veranstaltete sie hinter verschlossenen Türen in einem Gasthof. Ursprünglich sollte dieser in Saarbrücken stattfinden. Wegen Formfehlern wurde den Rechtsextremen aber im Saarland kurzfristig gekündigt.

Ungestört blieb es auch in Kirchheim nicht: Mehr als 200 Menschen protestierten mit Pfiffen gegen die Rechtsextremen und forderten ein Verbot der Partei. Überall in der kleinen Gemeinde in der Nähe von Erfurt waren „Kein Ort für Nazis“-Plakate aufgehängt.

KONRAD LITSCHKO, ANDREAS SPEIT