Tragödie nach dem WM-Finale

WM-Organisator des Senats schießt sich nach dem Endspiel in den Kopf. Jürgen Kießling liegt mit lebensgefährlichen Verletzungen in der Charité. Sein Motiv ist unbekannt

Der WM-Euphorie der vergangenen Wochen folgt nun eine menschliche Tragödie. Der WM-Beauftragte des Senats, Jürgen Kießling, hat nach dem letzten Spiel der Fußball-Weltmeisterschaft versucht, sich das Leben zu nehmen. Er schoss sich in der Nacht von Sonntag auf Montag mit einer Pistole in den Kopf. Seiner minderjährigen Tochter hinterließ er Medienberichten zufolge zwei Abschiedsbriefe. Die Polizei bestätigt den Suizidversuch und das Vorhandensein der Briefe. Sie ermittelt, um ein Fremdverschulden auszuschließen. Polizeisprecherin Claudia Schulz dementierte die Zeitungsberichte, die Verzweiflungstat stehe mit „politischen Probleme“ in Verbindung. „Dafür haben wir keine Anhaltspunkte“, sagte sie.

Der WM-Beauftragte liegt mit lebensgefährlichen Verletzungen im Charité-Klinikum Rudolf Virchow. Zu seinem Gesundheitszustand will sich die Charité nicht äußern. „Die Familie hat uns nicht von der Schweigepflicht entbunden“, sagt die Sprecherin Kerstin Endele. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) reagierte entsetzt auf die Nachricht des versuchten Selbstmordes: „Ich war geschockt, als mich die Nachricht erreicht hat. Ich kenne Herrn Kießling seit Jahrzehnten, er hat sich immer in hervorragender Weise für das Land Berlin eingesetzt.“ Wowereit bat die Öffentlichkeit, nicht über mögliche Motive zu spekulieren.

Kießling hat maßgeblich dazu beigetragen, dass die WM in Berlin ein großer Erfolg war. Der 65-jährige Abteilungsleiter bei der Senatsverwaltung für Bildung, Sport und Jugend hat in den vergangenen Jahren die verschiedenen WM-Projekte in der Stadt koordiniert: vom Olympiastadion über das WM-begleitende Kulturprogramm bis zur Organisation der Sicherheitsvorkehrungen. Sportsenator Klaus Böger (SPD) würdigte seine Leistung: „Jürgen Kießling genießt meine höchste Anerkennung. Für seine Arbeit als WM-Koordinator und Sportabteilungsleiter habe ich – wie auch die anderen politisch Verantwortlichen der Stadt – große Hochachtung.“

NADJA DUMOUCHEL