Sonar soll Walen weniger schaden

Walschützer und US-Militär einigen sich auf Kompromiss beim Einsatz des umstrittenen Mittelfrequenz-Sonars

BERLIN taz ■ Amerikanische Naturschützer haben sich mit dem US-Militär auf einen Kompromiss über den Einsatz des so genannten Mittelfrequenz-Sonars geeinigt. Die Technologie zum Aufspüren von U-Booten steht im Verruf, schwere Schäden im Orientierungssystem von Meeressäugern zu verursachen.

Nun erklärte sich die US-Marine bereit, während einer alle zwei Jahre stattfindenden Militärübung nahe Hawaii auf sämtlichen Schiffen und per Luftraumüberwachung nach den Meeressäugern Ausschau zu halten. Zudem dürfen die Militärs das Sonar nur mit einem Mindestabstand von 46 Kilometern zu einem Meeresschutzgebiet bei Hawaii einsetzen. Dies geht aus einer Übereinkunft zwischen dem Internationale Tierschutz-Fonds (IFAW) und dem Nature Resources Defense Council (NRDC) mit der US-Marine hervor.

Die Einigung kam erst zustande, nachdem das NRDC und andere amerikanische Umweltschutzgruppen vor einem US-Bundesgericht ein zeitlich begrenztes Verbot des Sonar-Einsatzes erwirkt hatten. Der US-Navy wurde vorgeworfen, bewusst die Umweltfolgen des geplanten Einsatzes zu missachten und damit gegen ein amerikanisches Umweltgesetz zu verstoßen. „Mit dem Kompromiss haben wir für das jetzige Manöver immerhin einigen Schutz für die Wale erreicht“, sagt Greg Wetstone, Leiter des IFAW-Büros in Washington.

Seit über zehn Jahren streiten Umweltverbände mit der US-Marine über die Sonartechnik. Zahlreiche Massenstrandungen und Todesfälle von Walen und Delfinen sind mit deren Einsatz in Verbindung gebracht worden, darunter Vorfälle in den Gewässern um Hawaii, die Kanarischen Inseln und die Bahamas. Die gestrandeten Meeressäuger wurden mit blutenden Augen und Ohren sowie mit Verletzungen ihres Organgewebes aufgefunden. Biologen zeigen sich besorgt, dass diese Fälle nur die Spitze des Eisbergs sein könnten und viele Tiere auf See sterben und zu Boden sinken.

Die Navy möchte in Zukunft mit Hilfe mächtiger Schallwellen 75 Prozent der Weltmeere auf der Suche nach feindlichen U-Booten durchkämmen.

Die zwei derzeit vorhandenen Spezialschiffe sind mit 18 Lautsprechern ausgerüstet. Durch sie werden Schallwellen mit einer Frequenz von 250 bis 500 Hertz und bis zu 215 Dezibel ausgestoßen, welche hunderte von Kilometern zurücklegen können. Akustiker verglichen den dabei entstehenden Lärmpegel mit dem einer startenden Raumfähre. VOLKER HOLLMICHEL