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: Terrorserie in Bombay

Sieben Pendlerzüge von Bomben in Indiens größter Stadt getroffen. Über 100 Tote befürchtet

BOMBAY taz ■ Sieben nahezu zeitgleich gezündete Bomben in Pendlerzügen haben gestern Abend in Bombay vermutlich mehr als einhundert Menschen getötet. Die Wucht der Explosionen sprengte die vollbesetzten Waggons auseinander, schleuderte Menschen und Gepäck auf die Gleise. In strömendem Regen bemühen sich Einsatzkräfte und Helfer mit provisorischen Bahren aus Bambus, die Opfer zu bergen und ins Krankenhaus zu bringen. Die Städte Delhi und Bangalore sowie alle Flughäfen des Landes wurden in Alarmbereitschaft versetzt. Premierminister Manmohan Singh rief das Kabinett zusammen.

Die Attentate wurden mitten im Berufsverkehr in Vororten wie Jogeshwari, Borivli und Matunga verübt. „Hier, dort, drüben, überall starben die Leute vor meinen Augen“, berichtet ein Überlebender im Fernsehen. Bis Redaktionsschluss wurde die Zahl der Toten mit 38 angegeben, es wird jedoch erwartet, dass die Zahl noch steigt. Mehr als 300 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Die Bomben stürzen die 18-Millionen-Stadt, die schon in Normalzeiten am Rand des Zusammenbruchs arbeitet, vollends ins Chaos. Der Zugverkehr wurde eingestellt, das Telefonnetz brach zusammen.

Indische Fernsehberichte enthalten bislang keinerlei Hinweise auf vermutete Täterschaft. In der derzeit aufgeheizten Stimmung könnten frühzeitige Schuldzuweisungen zu Ausschreitungen und weiteren Morden führen. Umfang und Art der Anschläge erinnert jedoch an die Anschlagserie von 1993, als muslimische Gangster Rache für die Zerstörung der Ayodhya-Moschee verübten. Damals starben mehr als 250 Menschen. REGINE HAFFSTEDT