Münster landet weich

Anwohner und Umweltschützer erleiden Niederlage vor Gericht: Der Flughafen Münster/Osnabrück darf ausgebaut werden. Zukünftig interkontinentale Ziele. „Die Natur hat vor Gericht keine Lobby“

VON ANDREAS WYPUTTA

Der Flughafen Münster/Osnabrück (FMO) darf weiter ausgebaut werden. Das hat das „Oberverwaltungsgericht für das Land Nordrhein-Westfalen“ entschieden. Damit wies der 20. Senat des Münsteraner Gerichts insgesamt fünf Klagen des Naturschutzbunds Deutschland (Nabu) sowie zweier Anwohner gegen einen so genannten Planfeststellungsbeschluss des nordrhein-westfälischen Verkehrsministeriums zurück. „Wir nehmen dieses Urteil mit Bedauern zur Kenntnis und werden nun zunächst unser weiteres Vorgehen prüfen“, so der Nabu-Landesvorsitzende Josef Tumbrinck in einer ersten Reaktion. Eine Revision hatte das Verwaltungsgericht nicht zugelassen.

Die Flughafengesellschaft kündigte eine schnellstmögliche Verlängerung der Start- und Landebahn von derzeit 2.150 auf bis zu 3.600 Meter an. Mit einem ersten 60 Millionen Euro teuren Bauabschnitt könne wahrscheinlich schon 2007 begonnen werden, sagte der Geschäftsführer des Flughafenbetreibers, Gerd Stöver. Auch Interkontinentalverbindungen sollen künftig aus dem Münsterland angeboten werden: Stöver denkt an Flüge in die Karibik oder auf die arabische Halbinsel.

Umweltschützer und Grüne kritisierten das Urteil scharf. Für einen münsterländischen Interkontinentalflughafen existiere keinerlei Bedarf, so der Luftverkehrsexperte der Grünen im Düsseldorfer Landtag, Horst Becker. Zwischen den Flughäfen Münster/Osnabrück, Dortmund und Paderborn werde es in Kürze zu einem „verschärften Subventionswettlauf“ kommen: „Für diese übertriebenen Ausbauplanungen zahlen letztendlich immer die Bürgerinnen und Bürger.“

Dennoch wollen neben Münster/Osnabrück auch Köln/Bonn, Dortmund und Paderborn ausbauen – und schreiben kräftig rote Zahlen zu Lasten aller. Allein der Dortmunder Airport produzierte in den Jahren von 2000 bis 2004 Verluste von 77 Millionen Euro, die über die Stadtwerke als formalem Gesellschafter quersubventioniert wurden. Jede Dortmunderin, jeder Dortmunder finanziert das Prestigeprojekt über die Rechnungen für Strom, Gas und Wasser mit. Auch Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) hatte erst am Mittwoch eingeräumt, bei den 33 deutschen Regionalflughäfen gebe es „eine Reihe von Fehlinvestitionen.“

Dennoch urteilten Gerichte fast immer im Sinn der Flughafenbetreiber, klagt Dirk Jansen, Sprecher des Bunds für Umwelt und Naturschutz (BUND) in NRW: „Die Natur hat vor Gericht nur eine geringe Lobby“ – der Nabu hatte in seiner Klage argumentiert, der FMO-Ausbau gefährde das Naturschutzgebiet Eltingsmühlenbach und zerstöre den Lebensraum bedrohter Fledermausarten. Der Lärmschutz der Anwohner müsse dagegen noch einmal überprüft werden, so das Münsteraner Gericht in seinem gestern veröffentlichten Urteil. Ein Sprecher des NRW-Verkehrsministeriums zeigte sich dennoch zufrieden: CDU-Landesverkehrsminister Oliver Wittke sehe die „gute Vorarbeit“ seiner Beamten bestätigt“.