Liebe ist das eine, die Musik das andere

Vier Stunden lang ziehen die Techno-Trucks über die Straße des 17. Juni. Dazwischen gibt es Bühnen mit Live-Musik und Nachwuchs-DJs. Ein Überblick

Von Müllbeseitigung und neuen Sponsoren war im Vorfeld der Loveparade genug die Rede. Eigentlich soll es ja um Musik gehen. Und die spielt morgen ab 14 Uhr ziemlich laut auf der Straße des 17. Juni vom Brandenburger Tor bis 300 Meter vor dem Ernst-Reuter-Platz. Ab 18 Uhr beginnt die Abschlusskundgebung auf den zwei Hauptbühnen an der Siegessäule. Um 23 Uhr soll das Techno-Spektakel wieder vorbei sein.

Wie immer bei der Parade sind die großen Lastwagen, beladen mit DJs, Lautsprechertürmen und mehr oder weniger bekleideten Schönheiten, Hauptausgangspunkt für die Musikbeschallung. Die Wagen nennen sich „Floats“ und werden jeweils von einem Label, Club oder Ähnlichem bespielt. Die „Floats“ zirkulieren auf zwei verschiedenen Teilstrecken. Die eine Hälfte der 40 Schwerlaster rollt zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule, die andere Hälfte auf der anderen Seite bis zum S-Bahnhof Tiergarten.

Die neuen Organisatoren der Parade versuchen, auf den „Floats“ die ganze Bandbreite der elektronischen Musik abzubilden. Dafür haben sie ein paar angesagte DJs jenseits des 90er-Jahre-„Bumm-bumm-Techno“ eingeladen. Trotzdem kommt man auf Berlins Ravermeile im Tiergarten nicht an der Elektro-Garde des vergangenen Jahrtausends vorbei. Die Techno-Veteranen Westbam, Tom Novy oder Paul van Dyk sind natürlich wieder auf den „Floats“ vertreten.

Einige Neuerungen seit der letzten Liebesparade 2003 gibt es auch. Handgemachte Musik mit Gitarren und Gesang hat jetzt ihren Platz im Programm. Auf einer Live-Bühne nahe dem Hauptgebäude der Technischen Universität spielen acht teilweise nur entfernt von elektronischen Klängen beeinflusste Bands. Zudem kommen unbekanntere DJs auf den zehn „Floors“ – feststehende Bühnen auf der Strecke zwischen S-Bahnhof Tiergarten und Live-Stage – zum Einsatz.

Damit auf der Parade auch wirklich alles liebevoll abläuft, wurden zwei „Lovepoints“ am Brandenburger Tor und am Bahnhof Tiergarten eingerichtet. Dort berät zum Beispiel der Malteser Hilfsdienst, außerdem gibt es Infos zum Liebes-Event. Wer mal eine kurze Pause braucht, der muss sich keine ruhige Wiese im Park suchen. Nur 500 Meter von der Paradenstrecke entfernt, direkt am Spreeufer, liegt die offizielle Chill-out-Area der Technojünger. Im Restaurant „Auster“ im Haus der Kulturen der Welt sollen sich die Raver bei eher loungigen Klängen entspannen können.

Das große Finale der Parade an der Siegessäule eröffnet um 18 Uhr Rea Garvey, Sänger der Band Reamonn, mit einem Lied von dem Technoduo Jam & Spoon. Danach spielen DJs das beliebte Spiel „Wer ist der Beste?“. Jeder der Plattenaufleger hat 20 Minuten Zeit, die Zuhörer in Partystimmung zu versetzen. Nachdem auch die diesjährige Loveparade-Hymne verklungen ist, ergießen sich die Raver in die Clubs.

Hier bietet sich allerdings wenig Neues. Beschallt werden die üblichen Clubs mit elektronischer Musik aller Art, darunter die Columbia-Halle, das Berghain, die Maria am Ostbahnhof, die Kulturbrauerei und das Watergate. SEBASTIAN LEHMANN