DER CRASHKURS
: Den Verein an die Wand fahren

Wie der Autofanclub ADAC trotz Airbag seine Mitglieder losgeworden ist

Vertrauen schädigen: Die Zahl der Teilnehmer an der Wahl des Lieblingsautos des Jahres zu frisieren, ohne das Ergebnis zu verändern, scheint noch überflüssiger als die Wahl selbst. Wer so was macht, den möchte man nicht mal nach dem Datum fragen.

Verdacht erwecken: Ist der Ruf erst mal ruiniert, lebt es sich zwar ungeniert, doch dafür ohne Mitglieder. Denn die sagen sich: Wer schon bei Nebensächlichkeiten grundlos lügt, betrügt gewiss erst recht bei wichtigeren Dingen. Da werden im Akkord Schweinehälften gegen die Wand gefahren, und dann ist der Airbag gar nicht sicher, obwohl die Motorwelt das behauptet. Leben stehen auf dem Spiel. Hier hört der Spaß auf.

Die Zeit verschlafen: Lange sah es so aus, als könne man für immer zur institutionellen Dreifaltigkeit des deutschen Mannes bürgerlich-westlicher Prägung gehören – Kirche, DFB und ADAC. Doch während sogar Erstere aufzuweichen beginnen, ist Letzterer an seinem „Freie-Fahrt-für-freie Bürger“-Mantra hängen geblieben. Das ist selbst meinem alten Väterchen längst zu reaktionär.

Bauernopfer suchen: Schuld ist natürlich der ehemalige Kommunikationschef Michael Ramstetter. Und sonst niemand. Dabei ist es die ureigenste Aufgabe eines Kommunikationschefs, Lügen zu verbreiten. Ersonnen werden diese meist jedoch an anderer Stelle. Zu glauben, dass die Mitglieder das nicht wissen, heißt, sie für blöd zu halten.

Selbstherrlichkeit bewahren: Nach dem Bauernopfer kann man sich beruhigt wieder in seinen verkrusteten Strukturen einigeln. Vorbilder: Joseph Blatter und Alexander Lukaschenko. Schon lang wird dem ADAC Mangel an Transparenz vorgeworfen, aber ändern wird sich nichts. Bis auf die Mitgliederzahlen, aber auch die lassen sich fälschen. ULI HANNEMANN