Ab in den Kongo

Von Köln aus starten Sonntag deutsche Soldaten in den Kongo. Bundeswehrverband übt Kritik

Köln taz ■ Der Militärstützpunkt am Köln/Bonner Flughafen ist zentraler Abflugsort für die Bundeswehrsoldaten, die am Kongoeinsatz teilnehmen. Sonntag früh starten 170 Soldaten einer Luftlandebrigade nach Kinshasa und in die Hauptstadt des Nachbarlandes Gabun. In NRW stationierte Truppen nehmen allerdings nicht an dem Auslandseinsatz teil. Neben den deutschen werden morgen rund 30 Angehörige der niederländischen Streitkräfte verlegt.

Die Meinungen über den Einsatz gehen weiterhin auseinander. „Die Soldaten sind hoch motiviert. Sie wollen nach der konzentrierten Vorbereitung los“, so ein Sprecher des Einsatzführungskommandos in Potsdam zur taz. Wilfried Stolze, Sprecher des Bundeswehrverbandes, ist anderer Meinung: „Die Soldaten vor Ort scheinen nicht begeistert zu sein. Das Material und die Ausrüstung sind schlecht; das demoralisiert die Truppe“, sagte er. Von einem „echten“ soldatischen Einsatz wollte Stolze bisher nicht reden: Die Soldaten säßen abgeschottet in ihrem Quartier am Flughafen Ndolo im Zentrum Kinshasas und wären unter sich.

Insgesamt werden 780 deutsche Soldaten in die Region entsandt, die meisten nach Gabun. Sie nehmen an der EU-Operation teil, die die Friedensmission der Vereinten Nationen unterstützen soll. Ziel ist es, die ersten demokratischen Wahlen im Kongo seit mehr als 40 Jahren zu sichern. Bereits vor einer Woche starteten die ersten deutschen Soldaten des Hauptkontingents. In Libreville, der Hauptstadt Gabuns, befindet sich das logistische Drehkreuz der Kongo-Mission. Dass die Soldaten nach vier Monaten zurückkehren glaubt Stolze nicht: „Die Deutschen sind immer die letzten, die das Licht ausmachen“, sagte er mit Blick auf andere Auslandseinsätze. STEPHAN GROßE