„Große Ästhetik“

Vortrag Ein Astrophysiker versucht, das Unvorstellbare in 30 Minuten zu erklären

■ ist Professor am Zentrum für angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation in Bremen.

taz: Kann man in einer halben Stunde Laien die Effekte der Relativitätstheorie irgendwie verständlich machen?

Claus Lämmerzahl: Das ist natürlich schwierig. Aber da passieren sehr viel verrücktere Sachen, als wir sie vom täglichen Leben kennen.

In dieser Theorie geht es grundsätzlich darum ...

... dass die Zeit im Raum eine dynamische Größe ist. Man kann das mit ganz genauen Atomuhren schon auf der Erde sehen. Wenn eine Uhr oben auf einem Berg steht, geht sie ein klein wenig schneller als wenn sie unten im Tal ist. Diese Effekte kommen in der „normalen“ Physik nicht vor, sind charakteristisch für die Allgemeine Relativitätstheorie und heute auch nachweisbar. Wenn man sie nicht berücksichtigt, akkumuliert man im GPS am Tag einen Fehler von zehn Kilometern. Für Flugzeuge etwa ist das sehr relevant.

Obwohl die Zeitabweichungen minimal sind?

Ja. Aber aus der Zeitdifferenz wird mit der sehr großen Lichtgeschwindigkeit eine Distanz ausgerechnet.

Das man bei rotierenden schwarzen Löchern in die Vergangenheit gelangen kann ...

... ist jetzt aber wirklich schwierig darzustellen. Das kann man beschreiben, aber schwer erklären.

Einfacher ist es da ...

... bestimmte Raum-Zeit-Effekte zu verdeutlichen. Etwa jenen, bei dem für einen selbst die Zeit aufhört, wenn man durch einen Horizont hindurchfliegt, obwohl man bis zum Ende der Zeit des Universums fliegt. Das ganze Universum läuft dann wie ein Film vor einem ab, hat aber einen immer stärkeren Zeitraffer.

Was genau fasziniert Sie an der Relativitätstheorie?

Sie hat eine große Ästhetik und ist sehr spannend. Interview: mnz

11 Uhr, Haus der Wissenschaft