Studenten sind frei

Vor G8-Gipfel inhaftierte Bielefelder wurden nach Estland abgeschoben. Haftbedingungen „nicht menschenwürdig“

DÜSSELDORF taz ■ Die beiden Bielefelder FH-Studenten Eike Korfhage und Henning Wallerius sind am Samstagabend von den russischen Behörden überraschend frei gelassen und nach Estland abgeschoben worden. Dort sind sie derzeit provisorisch in einer Schule untergebracht. „Es geht ihnen den Umständen entsprechend sehr gut“, teilte der Bielefelder Campussender Radio Hertz mit, für den die beiden Studenten arbeiten.

Korfhage und Wallerius waren am Dienstag in Sankt Petersburg zu zehn Tagen Gefängnis verurteilt worden. Ihnen wurde vorgeworfen, vor Beginn des G8-Gipfels „öffentlich uriniert“ zu haben, was die beiden jedoch abstreiten. Der Grund für die vorzeitige Entlassung nach vier Tagen Haft ist nach Aussagen der Studenten bislang völlig unklar. Ein Polizeibeamter habe ohne jede Begründung ihre Freilassung mit den Worten „zu Hause“ angekündigt.

Korfhage beschrieb die Haftbedingungen gegenüber dem WDR als „nicht ganz menschenwürdig“. Während der Haft habe es keine Nahrung, kein fließendes Wasser und keine Schlafmöglichkeiten gegeben. Die beiden Gefangenen seien immer wieder aufgeweckt worden. Das Schlimmste sei aber gewesen, dass „wir zwölf Stunden lang nicht über unsere Rechte aufgeklärt wurden“, sagte Korfhage. Mit Essen versorgt und betreut wurden die zwei von Mitarbeitern des deutschen Konsulats.

Die beiden Fotografiestudenten wollten eine Fahrradkarawane von G8-Kritikern journalistisch begleiten, selbst aber nicht gegen den Gipfel protestieren. Kommunalpolitiker, Studentenvertreter und Menschenrechtler aus NRW hatten in der taz gegen die Verhaftung protestiert und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) beim G8-Gipfel zum Handeln aufgefordert.

GESA SCHÖLGENS