Einfach queerlig

Es gibt kaum ein Ereignis in Berlin, bei dem die BesucherInnen so bereitwillig in die Kameralinse schauen wie beim lesbisch-schwulen „Motzstraßenfest“ am Wochenende. Das lesbische Pärchen mit Kind (oben) posiert souverän für ein neues Familienbild; selbst die vorbei rauschende Passantin (oder ist es ein Passant?) muss nicht wie üblich erst in ihrem/seinem Schminktäschchen wühlen, bevor sie/er sich ablichten lässt. Bunt, gewitzt und queerlig geben sich die neu entdeckten Shooting-Models – eben so wie das diesjährige Straßenfest insgesamt, das nach Angaben des Veranstalters Regenbogenfonds das größte seiner Art in Europa ist. Diesem Fest konnte sich nicht mal der geoutete Oberhetero Friedberg Pflüger, CDU-Spitzenkandidat für die Abgeordnetenhauswahl im September, entziehen. Gemeinsam mit dem „regierenden“ und „bekennenden“ Klaus Wowereit (SPD), der Grünen-Spitzenkandidatin Franziska Eichstädt-Bohlig sowie Lucy Redler von der WASG diskutierte er auf dem „Wilden Sofa“ über schwules und lesbisches Leben in der Stadt und stellte sich den hemmungslosen Fragen der frechen Moderation. Wer es anders als die rund 350.000 BesucherInnen am Wochenende nicht nach Schöneberg geschafft hat, muss sich jedoch nicht grämen. Die „schwul-lesbische Festwoche“ hat erst begonnen. Sie findet ihren krönenden Abschluss am Samstag beim Straßenumzug zum Christopher Street Day, zu dem mehrere hunderttausend TeilnehmerInnen erwartet werden. Übrigens: Angeblich sind nicht alle BesucherInnen homosexuell. Das wird zumindest gemunkelt.  FLEE FOTOS: ROLF ZÖLLNER