verpasst?
: Tiefe Schnitte

„Zeit ohne Eltern“, So., 22 Uhr, 3sat

Dieser Film war ein Skalpell. Ruhige, kalte, tiefe Schnitte. Und am Ende meinte man die Wunden selbst zu spüren. Denn die jungen Frauen erzählten von Amputationen an lebendigen Körpern. Familien wurden auseinander gerissen, Väter in Bautzen inhaftiert und Mütter von der Stasi zu unmoralischen Aussagen gezwungen.

Celia Rothmund zeigte in ihrem schnörkel- wie schonungslosen Dokumentarfilm „Zeit ohne Eltern“ wie Familien zu Feinden werden, wenn es die Staatsmacht darauf angelegt hat. Ihren Vater, sagte Jana Birner hat sie seit jenem gescheiterten Fluchtversuch nicht mehr gesehen. 1982 wurde im Thüringer Wald eine Familie ausgelöscht. Erst Jahre nach der Wiedervereinigung sollte es wieder zu skeptischen Annäherungen kommen.

„Zeit ohne Eltern“ erzählte DDR-Unrechtsgeschichte aus Sicht der Kindergeneration. Ähnlich und ähnlich beeindruckend tut dies ja gerade auch der Kinofilm „Jeder schweigt von etwas anderem“. Lange genug wurden Jana Birner, und all die anderen mit den Gespenster in ihren Kellern allein gelassen. CLEM