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Nach der plötzlichen Absage der Manifesta 6 und der Kündigung der Verträge mit den drei KuratorInnen Mai AbuElDahab, Anton Vidokle und Florian Waldvogel legte die eigens für die Durchführung der Manifesta 6 gegründete Nicosia for Art Ltd. (NFA) nach: Unter Führung des Bürgermeisters von Nikosia, Michael Zampelas, verklagt die NFA nun die International Foundation Manifesta (IFM) und die drei KuratorInnen auf Schadensersatz. Die Forderungen erreichen eine existenzvernichtende Höhe – im Fall der IFM geht es um 175.000 Euro. Bei Florian Waldvogel, dem bisher nur die Klageschrift zugestellt wurde, handelt es sich um circa 430.000 Euro.

Dieser in der Geschichte zeitgenössischer Kunstausstellungen einzigartige Vorgang ruft in der internationalen Kunstszene und einer breiten Öffentlichkeit Proteste hervor. „Wir erklären uns solidarisch mit den drei KuratorInnen, die mit juristischen Mitteln bedroht werden, und appellieren an die internationale Öffentlichkeit, diesen Anschlag auf die Freiheit der Kunst nicht zu dulden“, heißt es in einem von zahlreichen Personen aus Kunst und Wissenschaft unterzeichneten Appell. KünstlerInnen, ProfessorInnen, KuratorInnen und andere Personen des öffentlichen Lebens fordern „die sofortige Einstellung aller von der NFA angestrengten Verfahren gegen die KuratorInnen und die IFM!“ Der Aufruf wurde von einigen KünstlerInnen und WissenschaftlerInnen initiiert, die zur Manifesta 6 eingeladen waren und dort das „Department 3“ bilden sollten. Weitere Informationen unter www.department3.org.

Die Debatte in Dresden um die drohende Aberkennung des Welterbe-Titels für das Elbtal geht weiter. Am Samstag sprachen sich der Vorsitzende der Frauenkirchengesellschaft, Ludwig Güttler, und Sachsens SPD für einen neuen Bürgerentscheid aus. Dabei sollen die Dresdner zwischen dem Erhalt des Welterbetitels und dem Bau der Waldschlösschenbrücke wählen. Wird diese gebaut, droht die Aberkennung des Prestige-Titels. „Auch Mehrheiten können irren“, sagte Star-Trompeter Güttler den Dresdner Neuesten Nachrichten über den Bürgerentscheid von 2005. Damals hatten sich 68 Prozent der Abstimmenden für den Bau der Elbquerung ausgesprochen. „Hätten wir uns damals in der Diskussion um den Wiederaufbau der Frauenkirche nach Mehrheiten richten wollen, gäbe es heute die Kirche nicht“, sagte Güttler. Äh, heißt das jetzt eigentlich, dass der Trompeter in der Demokratie angekommen ist? So lange abstimmen lassen, bis das gewünschte Ergebnis herauskommt, hat jedenfalls etwas Fragwürdiges. Machen wir bei der taz aber auch manchmal so.