LESERINNENBRIEFE
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Einfach mal die Fresse halten?

■ betr.: „Diese Fresse muss weg“, taz vom 24. 1. 14

Ich fasse mal zusammen: 1. Lanz und Jörges gehen Wagenknecht im Verhör hart an. Wo gehobelt wird, fallen halt Späne. 2. Wagenknecht bleibt gelassen und gesteht einfach nicht. Was soll man auch schon erwarten von einer schönen Linken, die beim Putzen nicht erregt ist? 3. Eine Zuschauerin ist darüber so empört, dass sie sich hinsetzt und eine Petition gegen Lanz verfasst. Ja, meine Güte, kann sie ihren Frust nicht beim Glastischputzen abarbeiten und den Fernseher abschalten? 4. Mindestens 150.000 Menschen unterschreiben diese Petition. Wissen die mit ihrer Zeit nichts Besseres anzufangen, wenn nichts im TV läuft? Zum Glück haben wir den Herrn Raab, nein, nicht den Stefan, sondern den Klaus. Und der rät uns: „Hey, hange loose, und sieh doch einfach nicht hin.“ Damit knüpft er nahtlos an die frohe Botschaft an, über die sein Kollege Henschel auf der Wahrheit-Seite schreibt. „Heureka“, möchte man ausrufen, die gute alte Kultur des Nichthinsehens können wir doch. Es war schließlich nur eine Frau, bei der Lanz sich da im Ton vergriffen hat. Als Frau kann man in unserem Land den Job verlieren wegen zwei Pfandbons. Warum sollte jemand sich aufregen, wenn eine Frau von ein paar Männern im TV hart angegangen wird. Warum soll denn jetzt der Lanz die Konsequenzen tragen, sich entschuldigen oder womöglich zu einem privaten Sender wechseln? Der Jörges hat es doch schon gesagt, Wagenknecht hat Stuss erzählt, und in einem kleinen „Bekennervideo hat er hinzugefügt, dass sie eine seltsam altmodisch aufgerüschte Frau ist. Er ist schließlich ein Mann vom Stern. Von welchem eigentlich? Ich vermute von demselben, von dem Herr Raab uns seinen unbezahlbaren Rat zuruft. „Sieh einfach weg.“ Danke, ich blättere dann mal um auf Seite 15. GABI AUTH, Essen

Kasperl und Seppel in den Kika

■ betr.: „Lanz schlimm“, taz vom 23. 1. 14

Das war ja ein interessantes Kasperletheater, das dem Zuschauer geboten wurde. Auf der einen Seite Kasperle, der mit seiner Klatsche wütend um sich schlug, assistiert auf der anderen Seite von Seppel, der geiferte und gockelte. In der Mitte das kleine, süße, schutzbedürftige Prinzesschen.

Stopp! Eben nicht! Dieses Spiel hätten Kasperl und Seppel ja gut gekannt! Da wären sie sicher ganz freundlich gewesen. Da tauchte aber plötzlich eine ganz neue Frauenfigur auf: schön, klug, kritisch, unangepasst und souverän. Damit waren Kasperl und Seppel total überfordert. Also, liebes ZDF: Wenn ihr schon neue Frauenfiguren in euer Theaterspiel bringt, dann bitte auch die dazu passenden Männerfiguren! Und Kasperl und Seppel bitte in den Kika.

GERTRUD STEGMANS-KULAS, Rheinberg

Wegschalten nützt nichts

■ betr.: „Diese Fresse muss weg“, taz vom 24. 1. 14

Lieber Herr Raab, vermischen Sie bitte nichts, was nicht passt. Ich habe die Lanz-Petition unterschrieben, bin aber für den Rundfunkbeitrag. Ihre Empfehlung, wegzuschalten, nützt nichts. Ich schalte seit vielen Jahren weg, aber es wird immer schlimmer. Das Konstrukt des „Öffentlich-Rechtlichen“ soll die Repräsentanz aller gesellschaftlichen Gruppen in den Medien garantieren. Nur leider gerät dies immer mehr aus den Fugen. Neben den ganzen Dudel-Unterhaltungsfilmchen ist die Qualität an den Rand gedrängt. Die guten Reportagen, die es ja durchaus gibt, laufen um Uhrzeiten, zu denen ich und andere üblicherweise längst im Bett liegen. Die politischen Diskussionen, die einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Meinungsbildung der Bevölkerung haben, sind in der Regel niveaulos und politisch einseitig. Was Beckmann, Will, Jauch und die vielen anderen produzieren, ist nicht das, was ich mir unter einer anspruchsvollen politischen Sendung vorstelle. „Hart aber fair“ im Ersten nehme ich, teilweise, davon aus. Und dann kommt auch noch dieser Lanz mit dem bekannten Auftreten. Da reicht es mir dann endgültig. Dass es auch ganz anders geht, beweisen die meisten der Moderatoren und Journalisten auf Phoenix. Die publikumswirksamen und damit meinungsbildenden Sendungen werden aber Lanz und Co überlassen. Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten sind zur Ausgewogenheit verpflichtet. Davon ist aber nichts zu spüren. Lanz ist da der Auslöser für den aufgelaufenen Unmut vieler. Einfluss auf die Programmgestaltung und die politische Ausrichtung der Sender nehmen viele, nicht zuletzt auch die Unternehmerverbände in den Aufsichtsgremien dieser Sender, denen eine Wagenknecht nicht passt; und zwar hinter verschlossenen Türen. Ich finanziere seit Jahrzehnten ARD, ZDF und so weiter mit meinen Beiträgen und verlange eine ausgewogene Berichterstattung. Wenn sich da viele öffentlich einmischen, nenne ich das Demokratie. WILHELM KLOPOTTEK, Herne

Ernährung selten fair bezahlt

■ betr.: „Discounter des Schreckens“, taz vom 25. 1. 14

Dass Jost Maurin die Preisdrückerei der konventionellen großen Handelskonzerne Aldi und Lidl anprangert, ist löblich! Es darf aber nicht davon ausgegangen werden, dass bei den Großanbietern von Bioprodukten bezüglich fairer ErzeugerInnenpreise alles zum Besten steht! Auch im Biosektor wird Ernährung nur selten fair bezahlt, und viele BetriebsleiterInnen sowie deren Angestellte arbeiten für prekäre Löhne. Leider sind auch kritische KonsumentInnen zu wenig bereit, angemessene Preise für Lebensmittel zu bezahlen, die tier- und umweltgerecht produziert werden sowie angemessene Anstellungsbedingungen ermöglichen!

KRISTINA FENNEKOHL, Tübingen