Protest gegen den Krieg

Mit einer Mahnwache demonstriert die Initiative für Frieden im Nahen Osten vor dem Auswärtigen Amt für mehr Engagement der Regierung

Von Eva Gnädig
und Marlene Wolf

Für den Frieden kann man auch mal auf die Straße gehen. Auf dem Bürgersteig gegenüber vom Auswärtigen Amt stehen rund 30 junge Männer und Frauen. Sie halten Transparente hoch: „Stoppt die Gewalt im Nahen Osten“, „Zurückhaltung ist Ohnmacht“ ist darauf zu lesen. Einige verteilen Handzettel an Passanten und an jeden, der das Amt verlässt. Eine Frau schwenkt eine libanesische Flagge.

Silke Lode und vier ehemalige KommilitonInnen haben die Mahnwache organisiert. Am Samstag hatten sie sich zum Grillen getroffen und über die Ohnmacht angesichts des drohenden Krieges zwischen Israel und dem Libanon diskutiert. Kurzentschlossen gründeten sie die „Initiative für Frieden im Nahen Osten“ und meldeten eine Mahnwache bei der Polizei an. „Die haben sich ganz freundlich heute Früh gemeldet und gesagt, das geht in Ordnung“, sagt die 26-Jährige. Auch die beiden Beamten im Streifenwagen bekommen Handzettel zugesteckt.

Mit Rund-Mails an Vereine, Freunde und Bekannte hatten die Organisatoren kurzfristig zu ihrer Versammlung aufgerufen. Eigentlich wollten sie vor das Bundeskanzleramt, aber „da darf man nicht demonstrieren“, erklärt Silke Lode. So suchen sie jetzt den Kontakt zu den Beamten im Auswärtigen Amt und hoffen, damit ein Signal an die deutsche Regierung zu senden. Von den Politikern fordern sie, Stellung zu beziehen und allen Einfluss geltend zu machen, um einen Waffenstillstand zu bewirken.

Als Deutsche fühle sie sich besonders verantwortlich, für Frieden im Nahen Osten einzutreten, sagt die Organisatorin. Aber sie sei auch persönlich betroffen. Eine deutsche Freundin arbeite in Beirut und berichte ihr regelmäßig über die Lage in der Stadt, erzählt Lode. „Sie hat Bomben vom Balkon aus explodieren sehen.“ Auch für diese Freundin sei die Initiative ins Leben gerufen geworden. Die Menschen in Beirut wären „sehr froh“ gewesen, als sie von der Mahnwache hörten.

Viele der Demonstranten haben Freunde oder Verwandte in der Region. Rosie Ziesmer ist mit einem Libanesen verheiratet, dessen Tochter zum Urlaub in den Libanon gefahren ist. In einem arabischen Internet-Forum hatte sie von der Mahnwache erfahren und war spontan vorbeigekommen. Mit der libanesischen Flagge in der Hand will sie „zumindest ein kleines Zeichen setzen“.

Die Halbpalästinenserin Lili Krause und die Israeli Ruth Rosenfeld halten gemeinsam eines der Transparente. Die Initiative will sich nicht auf die Seite einer der Konfliktparteien stellen. Jeder könne vorbeikommen und mitdiskutieren, sagt Lode. „Nur Radikale würden wir auffordern zu gehen.“

Am Freitag will die Initiative Bilanz ziehen, bis dahin stehen die Aktivisten jeden Tag von 17 bis 19 Uhr vor dem Auswärtigen Amt am Werderschen Markt. Interessierte können sich genauer auf www.geocities.com/zurueckhaltung_ist_ohnmacht informieren.