DDR-Funkhaus: Der Nächste bitte

Das DDR-Funkhaus an der Nalepastraße bekommt schon wieder einen neuen Eigentümer. Der bei der Versteigerung erfolgreiche Arzt hat nicht gezahlt. Laut dem Auktionator hat ein unterlegener Bieter nun den Zuschlag bekommen

Die Besitzer kommen und gehen in rascher Folge an der Nalepastraße. Möglichst „zeitnah“ will Auktionator Mark Karhausen dem nächsten neuen Eigentümer für den denkmalgeschützten Teil des ehemaligen DDR- Rundfunkgeländes in Oberschöneweide den Zuschlag erteilen. Zuvor war der Verkauf an einen Schönheitschirurgen nach nur zwei Tagen wieder geplatzt.

Am Sonnabend hatte Moustafa Mahjoub das Funkhaus und die Studios für 4,75 Millionen Euro ersteigert. Doch bis Montagabend wartete Auktionator Karhausen vergeblich auf den gebürtigen Syrer und seine notwendige Anzahlung von zehn Prozent des Kaufpreises. Offensichtlich hat sich nun in der Nach-Auktion unter den vier bei der Auktion unterlegenen Bietern ein neuer Käufer herauskristallisiert: „Es ist eingetütet, aber noch nicht protokolliert“, sagte Karhausen gestern Nachmittag.

Eine Einigung zwischen dem bisherigen Besitzer, dem Baumaschinenverleih Bau und Praktik aus Jessen (Sachsen-Anhalt), und dem potenziellen neuen Herrn in der Nalepastraße sei wahrscheinlich, so Karhausen. Vermutlich werden die Bau und Praktik und ihre Geschäftspartner trotzdem einen satten Spekulationsgewinn einstreichen.

Das gesamte, 13 Hektar große DDR-Rundfunkgelände war ihnen im November vergangenen Jahres für 350.000 Euro von den fünf neuen Bundesländern und Berlin – den Besitzern nach der Wende – quasi hinterhergeworfen worden. Das versteigerte Funkhaus ist nur ein Teil dieses Gebietes und wegen der Denkmalauflagen schwierig zu vermarkten. Dagegen verspricht das Gelände um das ehemalige Redaktionsgebäude, das an den Sohn des ehemaligen Bau-und-Praktik-Chefs Frank Thiele weitergereicht wurde, weitere lukrative Gewinne.

Nähere Angaben zum neuen Kaufpreis und zum neuen Käufer mochte Auktionator Karhausen nicht machen. Bereits gestern Morgen war jedoch der zweithöchste Mitsteigerer vom Sonnabend, ein Züricher Investor, aus dem Bieterwettstreit ausgestiegen. „Es gibt einfachere Wege, in Berlin zu investieren“, sagte Claire Schnyder vom Berliner Beratungsunternehmen Schnyder & Associates, die via Telefon für den unbekannten Schweizer Investor bis 4,7 Millionen Euro mitging.

Unklar ist bisher, warum der am Samstag erfolgreiche Bieter Moustafa Mahjoub nicht gezahlt hat. Der Berliner Arzt hatte noch am Sonntag, einen Tag nach seinem Überraschungscoup, einen bizarren Auftritt in der Nalepastraße hingelegt und einigen Journalisten in die Blöcke diktiert: „Ich wollte mich nicht überbieten lassen. Denn mein Motto ist: Immer der Gewinner sein.“ Fehlende Bonität scheint ihn dabei jedoch wenig bekümmert zu haben. Und das nicht zum ersten Mal.

Im Dezember 2000 ersteigerte der Chirurg für 292.000 Mark im brandenburgischen Lehnin ein ehemaliges Internatsgebäude. Nachdem beim zuständigen Landkreis Potsdam-Mittelmark ein halbes Jahr lang keine Zahlung eingegangen war, drohte dieser mit Schadenersatzansprüchen. Im Mai 2001 zahlte Mahjoub dann doch. Investiert hat er in das Gebäude seitdem nichts. Ein Mahnverfahren gegen ihn wegen ausstehender Verzugszinsen läuft der Kreisverwaltung zufolge immer noch. Telefonisch war Mahjoub gestern nicht zu erreichen. ERIK HEIER