„Cleverer als Menschen“

PFLANZEN Im Rhododendron-Park wird gezeigt, wie sich Samen geschickt verbreiten

■ ist wissenschaftlicher Leiter des Botanischen Gartens und des Rhododendron-Parks.

taz: Herr Schepker, wie werden Pflanzen zu „Extremsportlern“?

Hartwig Schepker: Pflanzen sind cleverer als Menschen. Die Bewegung von A nach B ist die Grundvoraussetzung für das Überleben. „Extremsportler“, wie ich sie nenne, haben ihre Samen im Laufe der Evolution so verwandelt, dass sie überleben können. Manche müssen zum Beispiel zertreten werden, um zu keimen. Andere haben Mechanismen wie kleine Fallschirme entwickelt, um die Samen weiter fortzutragen.

Wann sind Pflanzen als „blinde Passagiere“ zu verstehen?

Das sind Samen, die sich auf Menschen oder Tiere hocken, wie die Klette. Der Mensch ist ihr wichtigster Verbreiter. Während der Führung können die Besucher Kirschen essen. Wer kennt das nicht aus der Jugend? Man spuckt die Kerne irgendwo hin und verbreitet somit unbewusst die Samen. Oder sobald man Samen überfährt, trägt man sie automatisch an einen anderen Ort. Ähnlich verhält es sich bei Tieren. Ameisen können kleine Samen wie die von Anemonen oder Veilchen bis zu 70 Meter weit tragen.

Gibt es noch mehr solcher Kuriositäten?

Das Zimbelkraut zum Beispiel. Eine wunderschöne Pflanze, doch sobald die Blüte befruchtet wurde, wächst sie in die dunkelste Zone, die sie erreichen kann. Ihre Samen können nämlich nur dort keimen. Bodenroller dagegen lassen ihre Blütenstände vertrocknen. Diese krümmen sich dann und brechen ab, um dann über freie Flächen rollen zu können. Interview: kb

17 Uhr, Rhododendron-Park. Eintritt: fünf Euro. Für Schüler, Studenten und Arbeitslose kostenlos