Viel heißes Gas

Gasanbieter öffnen ihre Netze – auf dem Papier. Die gegenseitige Konkurrenz scheuen sie noch

In einer „Vorreiterrolle“ in Sachen Liberalisierung des Gasmarkts sieht sich die Oldenburger EWE AG. Der Anlass: Gemeinsam mit E.on Hanse und 18 weiteren größeren Gasnetzbetreibern einigte sie sich gestern in Berlin auf vertragliche Grundlagen für den Zugang anderer Unternehmen zum eigenen Gasnetz. Damit habe man das „Grundgerüst“ dafür gelegt, dass PrivatkundInnen zum 1. Oktober ihren Gasversorger wechseln könnten, sagte Sprecherin Nina Zipplies.

Was den Wettbewerb untereinander angeht, geben sich die Noch-Monopolisten allerdings zögerlich. Zwar werde man sein Gas auch außerhalb des derzeitigen Monopolgebiets zwischen Ems und Elbe anbieten, so EWE-Sprecherin Zipplies, „aber nicht aktiv“. In weiter entfernten Regionen riskiere man höhere Vertriebskosten. Selbst für Bremen, das komplett vom EWE-Vertriebsgebiet umschlossen ist, könne man nicht sagen, ob man hier im Herbst Gas anbieten werde – was auch damit zusammenhängen könnte, dass man sich nicht selbst Konkurrenz machen will: EWE ist mit 49 Prozent am Bremer Energieversorger swb AG beteiligt.

Gleicher Ton jenseits der Elbe beim Konkurrenten E.on Hanse. Das bisherige Monopolgebiet reiche von Schleswig-Holstein über Hamburg und Nord-Niedersachsen bis weit nach Mecklenburg-Vorpommern, so Sprecher Volker Mielisch, „da sind wir schon sehr gefordert“. Ob man auch in den Netzen der Konkurrenz Gas vertreiben wolle, sei unklar: „Wir müssen sehen, ob es sich für uns rechnet.“

Entscheidend dürfte dafür die Höhe der Durchleitungskosten sein, welche die Netzbetreiber für die Nutzung ihres Netzes verlangen. Diese müssen von der Bundesnetzagentur genehmigt werden. Welche Preise sie für ihr eigenes Netz dort beantragt haben, wollten gestern allerdings weder EWE noch E.on Hanse verraten. Armin Simon