Wälder betreten verboten

Feuergefahr in Norddeutschland extrem hoch. 120 Brände allein in Schleswig-Holstein, Bahnverkehr bei Hamburg wegen eines Feuers eingestellt. Höchste Alarmstufe in Niedersachsen, Waldbesuche sollen untersagt werden

Die globale Klimakatastrophe hat im Norden vielfältige Auswirkungen. Gestern früh legte ein Böschungsbrand an der Bahnstrecke im Süden Hamburgs den Zugverkehr mehr als eine Stunde lang lahm. Betroffen waren alle Fernbahnen in Richtung Bremen und Hannover sowie die S-Bahn. Es kam zu erheblichen Verspätungen im Schienenverkehr rund um Hamburg. Das Feuer hatte sich vermutlich selbst entzündet. Als mögliche Ursache kommen Glasscherben in Frage, die bei starker Sonneneinstrahlung wie Brenngläser wirken.

Angesichts der Trockenheit erwägt das niedersächsische Landwirtschaftsministerium inzwischen sogar, das Betreten der Wälder zu verbieten. Grund sei die stark gestiegene Gefahr von Waldbränden. In den vergangenen Tagen habe es bereits mehrere kleine Waldbrände gegeben, sagte Ministeriumssprecher Gert Hahne. Die Forstverwaltung sei in höchster Alarmbereitschaft, Beobachtungstürme seien besetzt und drei Beobachtungsflugzeuge im Einsatz.

Besonders gefährdet seien die Waldgebiete in Heide, im Harz und im südwestlichen Niedersachsen. Dort sei die Waldbrandgefahr hoch (Warnstufe 4), im Landkreis Lüchow-Dannenberg sogar sehr hoch (Warnstufe 5). Wenn es in den kommenden Tagen weiter trocken bleibe, müsse man über ein Betretungsverbot für Wälder nachdenken.

Die Brände der vergangenen Tage seien vor allem durch landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge ausgelöst worden, sagte der Ministeriumssprecher. Autofahrer sollten Fahrzeuge mit heißem Katalysator nicht auf Waldwegen oder trockenen Wiesen abstellen. Auch das Rauch- und Grillverbot im Wald sei strikt zu beachten. Spaziergänger sollten außerdem ihr Handy mit in den Wald nehmen und bei jedem Anzeichen eines Brandes sofort die Feuerwehr benachrichtigen.

Ein Feuer auf 13 Hektar Stoppelfeld und Wald hielt gestern rund 120 Feuerwehrleute bei Rotenburg/Wümme im nördlichen Niedersachsen anderthalb Stunden lang in Atem. Der Brand wurde vermutlich von einer heißgelaufenen Strohpresse ausgelöst.

In Schleswig-Holstein zerstörten 120 Flächenbrände seit Montag rund 22 Hektar landwirtschaftliche Fläche, Wald und Böschung. Ausgelöst wurden die Brände nach Angaben des Landesfeuerwehrverbandes in den meisten Fällen durch überhitzte Erntefahrzeuge. Allein im Kreis Ostholstein mussten die Feuerwehren sechs Mal ausrücken, um brennende Ackerflächen zu löschen. AP/DPA/TAZ