: Gefahr liegt in der Luft
Die Ozonwerte könnten heute in Teilen der Stadt über den Alarmwert von 240 Mikrogramm pro Kubikmeter steigen. Besonders Babys reagieren empfindlich auf den Reizstoff. Erwachsene sollten körperliche Anstrengungen vermeiden
Der heiße Sommer bringt nicht nur Badefreude, sondern auch eine Belastung für Umwelt und Menschen: durch Ozon. Heute wird auch in Berlin mit besonders hohen Werten des giftigen Gases in der Luft gerechnet. Vor allem im Süden der Stadt und in Potsdam könne sogar der Alarmwert von 240 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft erreicht werden, meldeten das Umweltbundesamt in Dessau sowie das Meteorologische Institut der Freien Universität (FU) in Berlin.
Grund für die überdurchschnittliche Ozondichte sei die für heute erwartete Hochdrucklage mit hoher Sonnenstrahlung und nur schwachem Wind, sagt der Meteorologe Eberhard Reimer vom Meteorologischen Institut der FU. Morgen sollen die Werte aber schon wieder sinken, da mit mehr Wind und Wolken gerechnet werde.
Ab 180 Mikrogramm informiert die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung die Bevölkerung, zum Beispiel durch Radiomeldungen. Gewarnt werden vor allem Menschen, die Atemwegsprobleme haben. Ab dem Alarmwert von 240 Mikrogramm werden alle Berliner aufgefordert, das Auto stehen zu lassen und starke körperliche Anstrengungen im Freien zu vermeiden. Folgen der Ozonbelastung können Atembeschwerden, Husten, Kopfschmerzen und Tränenreiz sein.
Laut Umweltbundesamt gibt es keine genau eingrenzbare Risikogruppe. Jedoch reagieren besonders Säuglinge und Kleinkinder stark auf die Reizsubstanz, weil ihr Atemvolumen höher als bei Erwachsenen ist und ihr Immunsystem noch nicht vollständig ausgebildet ist.
Ozon entsteht durch hohe Sonnenstrahlung. In Erdnähe bildet sich der Stoff aus einer Reaktion zwischen Stickstoffdioxid und Sauerstoff unter dem Einfluss von Ultraviolettstrahlung. In der Stadt bildet sich deshalb aus Stickstoffdioxiden, die zum Beispiel in Autoabgasen vorhanden sind, und Sauerstoffmolekülen eine Ozonwolke.
Ozon sei ein länderübergreifendes Problem, so Reimer. Berlin könne mit kurzfristigen Maßnahmen – etwa autofreien Tagen – wenig erreichen. Laut Reimer sind die Ozonspitzenwerte in den vergangenen Jahren gesunken. Modernere Autos sowie Ab- und Umbau der Industrie seien dafür maßgebliche Gründe. Noch in den 60er-Jahren lagen die Werte, etwa in der Rheinebene, bei bis zu 400 Mikrogramm. Gestiegen seien bis heute hingegen die langfristigen Mittelwerte. Sie bringen eine höhere Dauerbelastung mit sich, die eine Gefahr für das Umweltgleichgewicht darstellt. Ozon ist ein Treibhausgas, es trägt zur Erwärmung der Erdatmosphäre bei. Nadja Dumouchel
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