Roter Teppich für Birmas Juntachef

DIPLOMATIE II Die indische Regierung hofiert die Militärjunta des benachbarten Birma, um dieses geostrategisch wichtige Land nicht gänzlich dem wachsenden Einfluss Chinas zu überlassen

BANGKOK taz | Als der neue britische Premier David Cameron am Mittwoch in Indiens Hauptstadt eintraf, nahm seinen Besuch kaum jemand zur Kenntnis. Die Presse erwähnte ihn fast gar nicht. Denn ein Diktator hat ihm die Schau gestohlen: Seit Sonntag bereist auch Birmas Juntachef Than Shwe Indien. Premier Manmohan Singh empfing ihn am Dienstag in Neu-Delhi mit allen Ehren. Nur das gemeinsame Abschreiten der Ehrenlegion fiel wegen Regen aus. Beide unterzeichneten eine Reihe von Abkommen. Demnach wird Indien dem Regime einige günstige Kredite gewähren und in Birmas Infrastruktur investieren.

Menschenrechtsgruppen kritisierten die Regierung, Birmas Diktator wie einen hohen Staatsgast zu empfangen. Noch Anfang der 90er-Jahre hatte Indien Birmas Demokratiebewegung stark unterstützt und das Regime für seine Menschenrechtsvergehen kritisiert. Doch seit Mitte der 90er-Jahre bemüht sich Neu-Delhi um gute Beziehungen.

Damals begann Peking, seine Kontakte zur Junta auszubauen und brachte einige Handelsabkommen auf den Weg. Birma ist reich an Bodenschätzen und Edelsteinen. Vor seinen Küsten gibt es große Erdgasvorkommen, an denen China und Indien interessiert sind. Auch Birmas geostrategische Lage ist für beide Nachbarn wichtig.

Erst vor wenigen Wochen vereinbarte China mit Birmas Junta den Bau einer Gas- und Ölpipeline von Birmas Küste bis zu Chinas Provinz Yunnan. Damit könnte Peking die begehrten Rohstoffe direkt nach Südwestchina pumpen und hohe Transportkosten sparen.

In Indien dürfte Birmas General auch darum gebeten haben, die Wahlen zu unterstützten, die das Regime dieses Jahr abhalten will. Westliche Regierungen haben die Abstimmung schon als Farce gebrandmarkt. Indien seinerseits bemüht sich um eine Seeverbindung für seinen von Land eingeschlossenen Nordosten. Verhandlungen mit Bangladesch waren bisher ergebnislos.

Mit einer Verbindung durch Birma könnte Indien den entlegenen Teil seines Staatsgebiets wirtschaftlich entwickeln. Birmas Junta soll Neu-Delhi auch helfen, die Aufstände im Nordosten zu beenden. Dort kämpfen bewaffnete ethnische Gruppen, die Birma als Rückzugsgebiet nutzen, für eine Loslösung von Indien. Singh und Than Shwe unterzeichneten ein Abkommen, das beide Staaten gemeinsam „Terroristen“ bekämpfen wollen. Ein Rechtshilfeabkommen soll Delhi helfen, gegen die Gruppen vorzugehen. SASCHA ZASTIRAL