Samariter brauchen selbst Hilfe

Der Arbeiter-Samariter-Bund Berlin meldet Insolvenz an und ist sauer auf den Senat. Der soll Hilfe verweigert haben. Trotz der Pleite werden alle Einrichtungen weitergeführt, Kitas sind nicht betroffen

von RICHARD ROTHER

Eigentlich wollen sie anderen Menschen helfen – jetzt sind sie selbst auf Hilfe angewiesen: die rund 170 Mitarbeiter des Landesverbandes des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB), die um ihre Jobs bangen. Denn die Wohlfahrtsorganisation hat angekündigt, Insolvenz anzumelden. Alle Einrichtungen wie etwa Pflegeheime sollen aber weiter betrieben werden. Von der Insolvenz des Landesverbandes nicht betroffen sind die ASB-Kitas und -Regionalverbände. Insgesamt arbeiten mehr als 600 Beschäftigte in den Berliner Einrichtungen der Arbeiter-Samariter.

Die Ursache für den Konkurs sei kein Liquiditäts-, sondern ein bilanzielles Problem, betonte ASB-Landeschef Johannes Kwaschik gestern. Der ordentliche Geschäftsbetrieb sei gesund, „wir haben unsere Rechnungen immer bezahlt“. Anlass für die Insolvenz sei eine bilanzielle Überschuldung des ASB, die durch das Ende der Förderung des sozialen Wohnungsbaus in Berlin verursacht worden sei. Für ein Wohnhaus mit therapeutischen Wohngemeinschaften im Wedding fehle nun die Anschlussförderung. Der Sparbeschluss des rot-roten Senats habe ein Loch in die Finanzplanung gerissen; zudem habe er auch eine einmalige Hilfe in Höhe von gut zwei Millionen Euro abgelehnt.

Das Land Berlin habe die Hilfe verweigert, kritisierte auch Oswald Memminger, Geschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes. Der Landespolitik sei der „soziale Instinkt“ verloren gegangen. Das Argument, der ASB sei nicht sanierungsfähig, bezeichnete Memminger als „fadenscheinig“. Die Wohlfahrtsverbände hätten die Konsolidierungsbemühungen des Senats unterstützt.

Die Einleitung des Insolvenzverfahrens müsse nicht das Ende des ASB-Landesverbandes bedeuten, machte Insolvenzverwalter Joachim Voigt-Salus Hoffnung. Für die Gläubiger sei eine Teilentschuldung und die Fortführung des Geschäfts wahrscheinlich günstiger als die Zerschlagung und der Verkauf der Vermögenswerte. Ein Pflegeheim sei schließlich nicht so viel wert wie etwa ein Industrieunternehmen mit nagelneuen Maschinen. Allerdings werde man darüber nachdenken müssen, nicht rentable Einrichtungen zu schließen. Auch könne er keine Arbeitsplatzgarantie für alle Mitarbeiter geben.

„Trotz Insolvenz ist eine Rettung des ASB Berlin immer noch möglich“, so Landeschef Kwaschik. Der Senat habe eine letzte Chance, seine soziale Verantwortung wahrzunehmen. Berlin komme die Insolvenz schließlich teurer.