„Für die oberen Zehntausend“

STADTENTWICKLUNG Die Überseestadt feiert an diesem Wochenende ihren zehnten Geburtstag

■ ist Geschäftsführerin des Kulturhauses Walle.

taz: Frau Eckler-von Gleich, ist die Überseestadt als Wohnort attraktiv?

Cecilie Eckler-von Gleich: Es ist zwiespältig. Zum einen hat sich in den vergangenen Jahren eine rasante Entwicklung vollzogen, die ich sehr positiv sehe. Investoren haben große Summen ausgegeben, um Gewerbe- und Wohnflächen entstehen zu lassen. Das hat aber auch zu einem schwierigen Spannungsverhältnis zwischen Industrie und Wohnen geführt. Im Verhältnis ist das Angebot an Wohnungen noch minimal. Und bisher wurde ein Umfeld für die oberen Zehntausend geschaffen. Mir ist unklar, ob das von Dauer ist. Es wäre doch komisch, wenn dort eine Insel für einen kleinen Teil der Bevölkerung entsteht.

Was müsste sich ändern?

Ein Stadtteil, der lebendig sein soll, muss auch vielfältig sein. Es sollten also auch Wohnungen entstehen, die für den Mittelstand erschwinglich sind. Ein Studentenwohnheim nahe der Hochschule für Künste könnte ich mir auch vorstellen. Bis jetzt fehlt es an Urbanität. Wäre die Bevölkerung dort stärker durchmischt, gäbe es auch ein richtiges Stadtteilleben. Genauso einseitig ist auch die Bauweise. Ich bin mir nicht sicher, ob uns diese Loftgebäude in 30 Jahren noch gefallen.

Können Sie sich vorstellen, in der Überseestadt zu leben?

Ich habe mir kürzlich ein Loft angesehen und es ist wirklich ein fantastischer Ausblick auf das Wasser. Es ist alles sehr hell und luftig. Das macht es sehr anziehend. Auf der anderen Seite fehlt mir das Leben, wie ich es in Walle genieße. Dort sind die Leute sehr bodenständig und engagiert.Interview: Kristin Böhmer

Überseetörn-Fest am Europahafen, bis zum 1. August