Eine friert, die andere nicht

PRODUKTTEST Versuch, mit einer Infrarotheizung die Liebe zu retten

Die Geschichte geht so: Zwei Frauen, charakterlich arg verschieden, lieben sich trotzdem. Eine ist wild, die andere zahm. Die eine liebt es kalt, die andere warm. Die eine ist aus Wien, die andere aus Berlin. Ein super Gespann, nur das mit der Kälte und Wärme haut nicht hin. Denn jedes Mal, wenn die zwei am Thermostat in ihrer Wohnung vorbeikommen, dreht die, die die Kälte liebt, die Heizung runter, die Wärmeliebende dreht sie wieder rauf. Gute Argumente haben beide: Die eine will kein Rheuma, die andere das Klima retten.

Vor allem ihr Arbeitszimmer überheizt die Wärmeliebende gern. Deswegen jazzt sie den zentralen Thermostat so oft hoch. Da hatte die Kälteliebende eine Idee. Sie wollte ihrer Freundin eine Tischheizung unter den Schreibtisch stellen. Sind erst, hoffte die Kälteliebende, die Füße der Freundin warm, gäbe es weniger Streit. Die Firma Knebel schickte ihr eine Infrarot-Flachheizung, die sei ideal für so knifflige Fälle. Denn sie erwärme nicht die Luft, sondern die angestrahlten Dinge und Körper.

Leider zerschlug sich die Hoffnung. Diese Infrarotheizung, ein flaches weißes Metallblatt mit Strom, das bald unter dem Schreibtisch stand, wurde brüllend heiß, ließ sich aber nicht regulieren. „Oben bin ick vereist und unten jegrillt“, schrie die Wärmeliebhaberin. Gut, so reden Berlinerinnen halt, sie verbrannte ja nicht, es entzündete sich auch kein Feuer, nur Widerstand entfachte das Ding: „Dit is ’n Infrarotgrill“, schimpft sie, „dit kannste behalten.“

So endet diese Geschichte. Desillusioniert schickte die Kälteliebende die Flachheizung zurück und hofft nun alsbald auf den Frühling. WALTRAUD SCHWAB