Pulverschnee to go und brennender Weizen

Das Dauerwerbewetter stürzt die einen in Umsatzeinbrüche, die anderen in Jubelstürme

Hoch „Daniel“ spaltet das Land. Die Schönwetterfront ohne Aussicht auf Besserung hält das Land im Schwitzkasten und sorgt für tropische Nächte im Ruhrgebiet. Während sich die einen über den reißenden Absatz von Ventilatoren freuen, hegen andere Existenzängste.

Die Skihalle in Neuss punktet zurzeit mit Temperaturen von minus vier Grad und Pulverschnee auf der künstlichen Piste. „Wir sind natürlich nicht so gut besucht wie im Winter, aber die Besucherzahlen sindbesser als in vergangenen Sommern“, sagt Pressereferent Stefan Warth. Er selbst suche zwischendurch auch schon mal in kurzen Hosen Erfrischung im Schnee. Die Abkühlung in Form von Pulverschnee kann man auch mit nach Hause nehmen. Zwischen 40 und 60 Euro pro Kubikmeter kostet der Schnee to go.

Schnee in Neuss – sengende Hitze auf den Feldern in NRW. Der Weizen brenne geradezu weg, sagt Bauernpräsident Gerd Sonnleitner. Die Bauern rechnen bei Raps und Weizen mit Verlusten von rund zehn bis 15 Prozent im Vergleich zu einem normalen Sommer. „Die Kartoffeln leiden, der Mais auch“, sagt Joachim Holz, Leiter des Fachbereichs Getreide bei der Landwirtschaftskammer. Das Getreide sei vorzeitig abgereift und bekomme wegen der extremen Hitze zu wenig Wasser. Dieser Sommer sei noch schlimmer als die Hitze von 2003. „Damals setzte die Trockenheit erst später ein“, sagt Holz.

Für Francisco Sanchez, Geschäftsleiter Technik und Produktion des Getränkeherstellers Rheinfelsquelle, konnte die Hitze gar nicht früh genug einsetzen. „Das ist unser Sommer“, sagt er. Zwischen 2,5 bis drei Millionen Flaschen verlassen nach seinen Angaben täglich das Werk – normal seien zwei Millionen. Die Zuwächse im Vergleich zum Juli 2005 lägen zwischen 25 und 30 Prozent. Dem Getränkehersteller kommt es besonders zu Gute, dass die Hitzeperiode in die Ferien fällt. „Normalerweise brechen dann die Umsätze ein, weil so viele Leute im Urlaub sind, besonders bei schlechtem Wetter.“ In diesem Sommer aber gleiche der Durst der Daheimgebliebenen dies über Gebühr aus. „Das Wetter kann ewig so weitergehen“, sagt Sanchez.

Je länger die Hitze, desto besser – diese Rechnung geht auch für die Kinos im Land auf. Statt an den Baggersee flüchten immer mehr Städter in die klimatisierten Säle. „Wir kommen langsam auf die Gewinnerseite“, sagt ein Mitarbeiter eines Cinestar-Kinos im Ruhrgebiet. KATHARINA HEIMEIER