Zum Joggen in den Keller

Die Ozonwerte in NRW sind vor allem auf dem Land viel zu hoch. Landesumweltamt rät empfindlichen Menschen, möglichst im Haus zu bleiben. Umweltschützer fordern Fahrverbote

VON GESA SCHÖLGENS

Die Ozonwerte werden in den nächsten Tagen weiter steigen. „Weil das warme Wetter anhält, wird es aus meteorologischer Sicht keine Entspannung geben“, sagt Meteorologe Helmut Klimmek vom Deutschen Wetterdienst in Essen. Umweltschützer von Greenpeace und Naturschutzbund (NABU) fordern nun ein Fahrverbot. Denn am Boden entsteht Ozon bei Sonneneinstrahlung vor allem aus Abgasen.

Der aggressive und giftige Sommer-Smog kann schon in geringen Konzentrationen die Augen reizen sowie Schwindel, Brust- und Kopfschmerzen auslösen. In höheren Dosen schädigt Ozon die Lunge. Besonders gefährdet sind Kinder, alte und kranke Menschen. „Lebenswichtig“ sei das Gas dagegen in den oberen Luftschichten, so Meteorologe Klimmek. Dort bilde es einen Schutz gegen schädliche UV-Strahlen.

An sieben von 33 Messstationen in NRW wurde die Alarmschwelle von 240 Mikrogramm Ozon pro Kubikmeter Luft am Donnerstag überschritten. „Ab dann sind auch weniger empfindliche Menschen gefährdet“, sagt Babette Winter vom Landesumweltamt. Die höchsten Ozonwerte wurden in Bielefeld und Soest gemessen. Sofern es kein Gewitter gebe, dürften die Werte vor allem auf dem Land weiter ansteigen. In Münsterland, Eifel oder Rothaargebirge gibt es oft mehr Sommer-Smog als in Ballungsräumen. Das liegt daran, dass Abgase nachts zum Abbau des Gases beitragen. Zudem werde Ozon durch Luftströmungen aufs Land transportiert, sagt Klimmek.

Bis 1999 konnten die Länder nach dem Ozon-Gesetz des Bundes bei hohen Ozonwerten Beschränkungen für den Straßenverkehr bis hin zum Fahrverbot für Autos ohne Katalysator verhängen. Seitdem gilt die Ozon-Verordnung, nach der die Bevölkerung nur informiert werden muss, wenn die Stundenwerte 180 Mikrogramm überschreiten. Dies ist in NRW seit Wochen der Fall. Langfristig soll laut EU ein zulässiger Acht-Stunden-Mittelwert von 120 Mikrogramm nicht überschritten werden. Bis 2010 sind aber Ausnahmen erlaubt.

Durch bessere Luftreinhaltung soll die Ozonbildung vermieden werden – bisher ohne Erfolg, kritisiert der NABU. „Wir brauchen Sofortmaßnahmen, wenn die Ozonbelastung wie in diesen Tagen auf Spitzenwerte zusteuert“, sagt Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Der NABU fordert etwa allgemeine Geschwindigkeitsbegrenzungen und Fahrverbote für bestimmte Autos.

Fahrverbote von kurzer Dauer seien aber wenig sinnvoll, sagt Babette Winter vom Landesumweltamt. „Das führt nicht zu einer signifikanten Absenkung der Ozonwerte.“ Die Luft habe bereits einen Grundbetrag an Schadstoffen erreicht, der sich nicht von heut auf morgen reduzieren lasse. „Dennoch geben wir als Standardempfehlung an, das Auto stehen zu lassen“, so Winter. Dies könne mittelfristig die Schadstoffe reduzieren.

Empfindliche Menschen sollten an heißen Tagen auf Anstrengung im Freien verzichten. „Sport sollte man in den Morgenstunden treiben. Nachmittags und abends sind die Ozonwerte am höchsten“, erklärt Winter. Wenn möglich solle man sich ins Haus zurückziehen, nur morgens lüften und die Rollläden schließen.

Aktuelle Ozonwerte unter: www.lua.nrw.de