Sicherer spritzen

Der Verband für akzeptierende Drogenarbeit fordert die geregelte Abgabe von Heroin. „Es würde alle entlasten“

DÜSSELDORF taz ■ Nach Angaben der EU sterben jährlich rund 8.000 Menschen in Europa an einer Überdosis Drogen, in NRW waren es im vergangen Jahr allein 350 Männer und Frauen. So viele müssten es nicht sein, findet der Verband der Eltern und Angehörigen für akzeptierende Drogenarbeit. Anlässlich des Gedenktags für verstorbene Drogenabhängige forderte der Verband gestern eine geregelte Abgabe von Heroin an Süchtige.

„Natürlich nicht an alle“, sagt Hannelore Kneider vom Landesverband NRW, „aber an Abhängige, die therapieresistent sind oder Methadon nicht vertragen“. Bekämen sie vom Arzt sauberen Stoff, gäbe das den Süchtigen eine Chance, zu überleben. Zudem würde dieses Vorgehen die gesamte Bevölkerung entlasten: Beschaffungskriminalität ginge zurück, Polizei und Gerichte hätten weniger zu tun, so Kneider.

Überdies fordert der Verband, den Ergebnissen der unlängst beendeten Heroin-Studie Rechnung zu tragen. Ab 2002 wurde in sieben Städten die kontrollierte Heroinabgabe erprobt, in NRW waren Köln und Bonn Modellstädte. Offiziell vorgestellt wurden die Ergebnisse noch nicht. Laut Elternverband sind sie aber „durchweg positiv“, zum Beispiel was die jährliche Sterberate betrifft: Sie sei von acht auf ein Prozent gesunken.

In ganz Nordrhein-Westfalen wurde gestern an die Drogentoten erinnert, meist mit symbolischem Charakter: In Hamm etwa wurde neben einem Denkmal ein Baum gepflanzt, im Therapiezentrum Hagen-Vorhalle ein „Fest des Lebens“ gefeiert. Der Gedenktag unter der Schirmherrschaft der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Sabine Bätzing (SPD), wurde zum ersten Mal 1998 in Gladbeck abgehalten. Seither findet er regelmäßig am 21. Juli statt und soll neben dem Andenken auch Protesten und Aktionen dienen. ROS