Ein militärischer Rumpf

Das Bremer Airbus-Werk zelebriert den Montagestart für den Rumpf des neuen Militärtransporters A 400M. Und legt Wert auf die mögliche Nutzung des teuren Frachtfliegers auch „für Hilfsgüter“

aus Bremen Armin Simon

Er kann drei Truppentransportpanzer M113 laden oder, Heckrotor an Heckrotor, zwei Kampfhubschrauber. Seine Heckklappe lässt ein komplettes Patriot-Abwehrraketen-System passieren oder zwei Fünf-Tonner samt Anhänger mit 105-Millimeter-Kanone darauf. Er startet und landet auf kurzen Stoppelpisten und fliegt, wenn’s sein muss, fast 9.000 Kilometer weit. Und spuckt dort oben anderthalb Hundertschaften Fallschirmjäger aus.

„Very proud“ sei er, verkündete der Chef der Airbus-Militär-Abteilung, Juan-Carlos Martinez-Saiz gestern mit geschwellter Brust, dass nach drei Jahren Vorentwicklungen nun die Rumpfmontage des neuen Militärtransporters A 400M beginne, „in time“, wie er unterstreicht. Mächtig stolz ist man desgleichen im Bremer Airbus-Werk, wo Martinez-Saiz gestern vor hunderten von Gästen zum Mikrofon griff. Ist es doch das erste Mal seit 36 Jahren, dass hier wieder ein kompletter Flugzeugrumpf zusammengesetzt wird. Eine komplett neue Halle hat man dafür aus dem Boden gestampft, fast so groß wie zwei Fußballfelder. Und darin einen großen blauen Vorhang aufgehängt.

105 Millionen Euro Investitionen machte Airbus in Bremen für den Militärvogel locker, 200 neue Mitarbeiter stellte man ein. Doch die blau gekleideten Azubis, die oben neben den Rumpfteilen am Geländer lehnen, sind nur Staffage. „Heute ist hier keine Produktion“, klärt ein Mitarbeiter die Fotografen auf, „heute ist ein Event.“ Ein Event, das damit enden wird, dass ein Airbus-Chef den blauen Vorhang wird fallen lassen. Damit auch der Vertreter des Bundesamts für Wehrtechnik vom Sektglas aus einen Blick auf das überdimensionale und noch in Segmente unterteilte Blechrohr werfen kann, das die Nietroboter in den nächsten Tagen zu einem Stück „aus einem Guss“ zusammenfügen werden.

Sieben Monate dauert es, bis die Heckklappe angeschraubt, das Ladesystem eingebaut, der komplizierte Innenausbau abgeschlossen ist, an bis zu acht Rümpfen gleichzeitig wollen die Bremer IngenieurInnen werkeln. Der Jungfernflug des ersten Exemplars ist für Januar 2008 geplant.

„In einer sich schnell verändernden Welt kann man nie sagen, wo die nächste militärische Bedrohung, die nächste Notwendigkeit einer Peace-Keeping-Mission oder dringender Bedarf für humanitäre Hilfe auftreten wird“, preist Airbus sein neuestes Baby. Die Militärs der Welt hat das offensichtlich überzeugt. 192 Bestellungen kann die Firma bereits vorweisen, auf 200 bis 300 weitere hofft sie, Katalogpreis: rund 100 Millionen Euro.

„Airbus oliv“ hat die Presse den Flieger getauft, der, wie der deutsche Programmkoordinator Thilo Liebig einräumt, an zivilen Maßstäben gemessen nicht rentabel wäre. Das Flugzeug sei „100 Prozent auf militärische Anforderungen ausgerichtet“, erzählt Liebig den Radiojournalisten. Die haben gerade ihr Tonband abgestellt, als ein Kollege ihn korrigiert. Man dürfe die Hilfslieferungen nicht vergessen, moniert dieser: „Können Sie das nochmal aufnehmen?“