LESERINNENBRIEFE
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Wirklich wahres deutsches Lied

■ betr.: „Zu den politischen Songs bin ich gezwungen worden“, Interview mit Hannes Wader, sonntaz vom 1./2. 2. 14

Hannes Wader beglückte mich in den 1970er Jahren mit einem authentisch exzellenten Liedgut. Waders Lieder fingen da an, wo die Qualität der Volksmusik deutschtümelnder Denkungsart nie hinreichte. Die von trivialen deutschen Liedertexten gepeinigten Seelen sehnten sich geradezu nach einer therapeutischen Wundheilung der Wader’schen Art. Denn Heino & Co. traktierten uns in jenen Zeiten mit ebenso pseudoexotischen wie knalldumpfen Karamba-Karacho-Attacken, indem sie beispielsweise mit schwarzen Barbaras, schönen Maids und sonnenscheinigen Manuelas verklemmte Männerfantasien beflügelten. Und während Rex Gildo die bundesdeutschen Trommelfelle mit einem dreifach donnernden „Hossa“ malträtierte, bescherte uns Hannes Wader mit Liedern wie „Eine Frau, die ich kannte“ wohltuende Schmerzlinderung.

Hannes Wader ist für mich ein Schöpfer und Bewahrer des wirklich wahren deutschen Liedes. Kaum einer wie er reflektierte und beschrieb die Befindlichkeit der Nach-68er-Generation in Deutschland so differenziert und einfallsreich. Mit Liedern wie „Tankerkönig“, „Rattenfänger“, „Talking-Böser-Traum-Blues“, der „Arschkriecher-Ballade“ usw. hat Hannes Wader die deutschsprachige Kulturlandschaft enorm inspiriert und bereichert. KURT BERLO, Dortmund

Wegdrehen und wegsehen

■ betr.: „Haltungsnoten“, sonntaz vom 1./2. 2. 14

Im Jahr 1968, als John Carlos und Tommie Smith bei der Siegerehrung in Mexiko ihre Fäuste reckten, war ich 14 Jahre alt und meine politische Bildung machte sich erst auf den Weg, aber dieses Bild hatte so viel Würde und Mut – das habe ich damals gleich begriffen. Und das waren wirklich andere Zeiten für die farbigen Menschen unter uns, besonders in den USA.

Ich bin geradezu entsetzt über das Wegdrehen und Wegsehen der erwähnten Sportler. Ich kann mir das Dilemma unserer SportlerInnen in Sotschi zwischen persönlicher Überzeugung und dem, was die Sportverbände erwarten/fordern, schon vorstellen. Aber die persönlichen Moral- und Rechtsvorstellungen sollten unsere SportlerInnen nicht außen vor lassen. Schließlich vertreten sie auch mich als Bundesbürgerin. Ich werde keine Olympiaübertragungen anschauen – das ist meine Möglichkeit des Protestes, und es ist mir egal, ob das „was bringt“, ich tue es für mein Moralempfinden. Ich will keine Unterstützerin des korrupten und menschenverachtenden Systems Putin sein. Eine kleine persönliche Freiheit kann man/frau als mündigeR SportlerIn/BürgerIn einfordern und leben. Und wenn es nur eine Schleife an der Jacke ist. SIBYLLA M. NACHBAUER, Erlangen

Süpereddy gegen die Datenkrake

■ betr.: „Aufruf: Waffen für Ed Snowden“, taz vom 31. 1. 14

Waffen für el salva… edward snowden – yippieayey! Drohnen für eddy! Süpereddy gegen die datenkrake? Und wenn der „aufruf“ auf der wahrheitseite der taz einen platz gefunden hätte: Als posse zu nah am abgrund, als satire einfach nicht überzogen genug. Genial geht anders, ein echter bumerang. LARS NEUSER, Kirchberg

In jedem deutschen Kaff

■ betr.: „Hoyerswerda“, taz vom 1./2. 2. 14

Fast möchte man/frau Hoyerswerda in Schutz nehmen. Der Kommentar von Uli Hannemann verfälscht total die gesamtdeutsche Situation: In jedem deutschen Kaff geht es nämlich exakt so zu wie in Hoyerswerda. Wer die neonationalsozialistisch/rassistisch/fremdenfeindliche Szene auf Hünxe und Hoyerswerda beschränkt, betreibt Schönmalerei. Warum räumt kein „SEK“ in solchen Fällen ein für alle Mal auf? Warum bekommen Linke immer mehr Prügel von unserer Polizei als Rechtsradikale? HEINZ MUNDSCHAU, Aachen

Freiheit vom Auto ermöglichen

■ betr.: „Keine Freiheit am Schalter“, taz vom 31. 1. 14

Nein, es ist keine schöne Vorstellung, im „Reisezentrum“ die „preiswerteste Karte“ für eine Zugfahrt zu kaufen. Der Wahnsinn von Rabatten und Sonderpreisen ist nichts als ein Ärgernis, das auch die Bahn-Marketroids nicht mehr durchblicken. Ein Verkehrsmittel, das tatsächlich Menschen vom Auto wegbekommen kann, braucht verlässliche, niedrige Preise auch ohne wochenlange Vorplanung. Nein, auf der Schiene fehlt bestimmt keine Marktfreiheit. Was fehlt, ist die Erkenntnis, dass Job der Bahn ist, Menschen von A nach B zu bringen und ihnen so die Freiheit vom Auto zu ermöglichen.

MARKUS DEMLEITNER, Heidelberg

Steuersünder in den Vatikan

■ betr.: „Schavan geht zum Vatikan“, taz.de vom 3. 2. 14

Annette Schavan soll deutsche Botschafterin im Vatikan werden? Seltsam. Die hat doch nur bei ihrer Doktorarbeit gemogelt. Dabei stünden doch mit Uli Hoeneß und Alice Schwarzer zwei sündenmäßig passendere Botschafter für Deutschland im Vatikan zur Verfügung. Die bräuchten wirklich einen Beichtstuhl, diplomatische Immunität und einen Fluchtweg über den Vatikan auf der bekannten Rattenlinie nach Südamerika, wenn sie sonst nichts mehr vor dem Gefängnis schützt. MICHAEL MARESCH, München