Streit um Mahnmal für Marwa

DRESDEN Gedenkprojekt für die ermordete Ägypterin Marwa El-Sherbini wird von allen Seiten angegriffen

BERLIN taz | Ein zum Gedenken an die in Dresden ermordete Ägypterin Marwa El-Sherbini errichtetes Kunstprojekt wird unvollständig bleiben. Die Kunstinstallation „18 Stiche“ besteht aus 18 großen Betonstelen in Messerform, weil El-Sherbini mit 18 Messerstichen getötet wurde.

Die Stelen sollten an verschiedenen Orten in Dresden an die täglichen Stiche erinnern, denen Menschen durch Alltagsrassismus ausgesetzt sind. Doch einige Genehmigungen wurden verweigert, unter anderem von Landtag und Staatskanzlei.

Dem Verein Bürger Courage fehlen damit für fünf der acht noch ausstehenden Stelen die Genehmigungen. Zum Teil seien die Gründe nachvollziehbar, sagt Koch. Die Ablehnung von Landtag und Staatskanzlei dagegen hält der Verein aber für „irrwitzig“.

Im Schreiben der sächsischen Zentralverwaltung, das der taz vorliegt, heißt es: „Gegen die Aufstellung auf dem Landtagsvorplatz spricht, dass damit Ihrem Verein die Möglichkeit gegeben wird, sich öffentlich zu präsentieren.“ Sowohl Landtag als auch Staatskanzlei pochen auf ihre „Neutralität des Hauses“.

„Dabei ist der Landtag doch eine demokratische Institution, die sich eigentlich gegen Rassismus wenden müsste“, sagt Koch. Bis zum Ende der Ausstellung am 15. August wird es den Veranstaltern nicht mehr möglich sein, andere Orte für die noch ausstehenden Stelen zu finden. „Wir sind natürlich enttäuscht“, sagt Koch. Leider sei die Sensibilität für das Thema Rassismus noch nicht vorhanden und die Prioritäten in den Ämtern seien anders gesteckt.

In den vergangenen Wochen wurde die Hälfte der bereits errichteten Stelen von Unbekannten beschädigt und umgeworfen. „Der Protest dagegen zeigt, dass unser Projekt nötig ist“, sagt Projektleiterin Josephine Koch vom Verein Bürger Courage. Weil ein fremdenfeindlicher Hintergrund vermutet wurde, ermittelt das Landeskriminalamt. Zwei Verdächtige, die in der Nacht zum Donnerstag von der Polizei dabei erwischt wurden, als sie eine der Stelen umwarfen und beschädigten, gaben allerdings laut der Ermittler an, sie seien Linke. Eines ihrer Motive sei es, dass Tote im Afghanistankonflikt wenig Beachtung finden würden, gaben die 18- und 20-Jährigen an, die zum Zeitpunkt der Tat alkoholisiert waren.

Marwa El-Sherbini wurde am 1. Juli 2009 im Dresdener Landgericht von einem Mann ermordet, gegen den sie als Zeugin ausgesagt hatte. Die kopftuchtragende Frau war von ihm als „Islamistin“ und „Terroristin“ beschimpft worden. KARIN SCHÄDLER