Keine Eile im Schlachthof

FESTIVAL Die Frage nach der Zeit stellt sich den KünstlerInnen im Kulturzentrum Schlachthof. „tempotempo!?“ ist das Motto des Freiland Festivals, das zum zweiten Mal stattfindet

Ob der Beitrag von „Los de Abajo“ im Rahmen des Freilandfestivals zum Thema „tempotempo!?“ beiträgt, bleibt abzuwarten. Er ist jedenfalls der einzige Programmpunkt, der Eintritt kostet. Mit ihrer turbulenten Mischung aus Punk, Reggae, Rock, Salsa und anderen Stilen stehen Los de Abajo eher für kulturelles Nebeneinander als für Ent- oder Beschleunigung. ASL

■ Samstag (heute), 20 Uhr, Schlachthof Kesselhalle

Von Kristin Böhmer

Unter dem Titel „tempotempo!?“ steht das diesjährige Freiland Festival im Kulturzentrum Schlachthof. Junge KünstlerInnen und Amateure bereiten eigene Interpretationen zu den Herausforderungen des Alltags und dem Umgang mit der Zeit vor. „Es heißt doch eigentlich, dass in der Ruhe die Kraft liegt, doch Hektik und Stress prägen unser alltägliches Leben“, sagte Cornelia Holsten, Direktorin der Bremischen Landesmedienanstalt, die die technische Umsetzung des Festivals unterstützt.

Die Eröffnung des Festivals am Donnerstag zeigte die Spannweite des Programms. Schriftsteller und Satiriker Gerhard Henschel trug Kurztexte und Lieder vor, die zwar amüsant, aber eher am Rande mit dem Thema von „tempotempo!?“ zu tun hatten. Immerhin ließen seine Tempowechsel von Gedicht über Prosa zu Lied einen Zusammenhang erahnen. Im Anschluss performte Dina Koper unter dem Titel „Glücklos Zeitlich“ – eine Kritik an dem Zeitdruck, der auch in der vermeintlich freien Sphäre der Kunst maßgebend scheint. Dem angeblichen Terminstress ausgesetzt, lag ihre künstlerische Darbietung einzig in der Zerschlagung einer Skulptur. Kopers Vorstellung wird noch bis Sonntag fortgesetzt. Abgerundet wurde der Eröffnungsabend mit dem Auftritt von „Qatsi“, der neuen Produktion der Theaterwerkstatt des Schlachthofs. Mit Video, Tanz- und Sprachelementen versuchten die sechs Darstellerinnen dem Zuschauer den Gegensatz von Ruhe und Hektik zu vermitteln. Inspiriert durch die Qatsi-Trilogie des amerikanischen Regisseurs Godfrey Reggio wurden auf einer Vielzahl von Leinwänden Bildausschnitte gezeigt. Die technische Umsetzung und die musikalische Begleitung ließen keine Wünsche offen. Die Darbietung war überladen mit vielen verschiedenen Bildern und den Darstellerinnen, die zwischen den Leinwänden agierten. Im Gesamtzusammenhang aber überzeugte das Konzept. Dem Zuschauer wurde schnell bewusst, wie die Flut von Eindrücken und Informationen das eigene Leben beeinflusst und den Sinn für das Wesentliche vergessen lässt.

Weitere Höhepunkte des Freiland Festivals sind der Auftritt der Improschule Bremen und der Jazzband Les Privatiers heute sowie das Konzert der Band Venus Envy am Sonntag. Das Programm mit Ausstellungen und Mitmachaktionen beginnt heute ab 15 Uhr und morgen ab 12 Uhr.