… DIE VERMIETERLOBBY?: Die Mietpreise schönrechnen
Man hat es schon nicht leicht dieser Tage als Hauseigentümer. In Städten wie Berlin, Hamburg, oder München müssen Vermieter sich mit zum Teil mickrigen zweistelligen Mietsteigerungen zufriedengeben: 21,6 Prozent bei Neuvermietungen in Hamburg. Das rechneten kürzlich die Analysten eines Beratungsunternehmens für die Immobilienwirtschaft vor. Und die Spaßbremsen vom Deutschen Mieterbund legten noch einen drauf: Neuvermietungen in In-Kiezen von Berlin seien um fast 30 Prozent teurer geworden.
Stimmt vielleicht ja alles, aber doch irgendwie auch nicht so richtig, greint nun Haus & Grund, der Eigentümerverband der Haus- und Grundstücksbesitzer. Auf ihrer Internetseite warnt die Haus & Grund, die Mieten seien 2013 real gesunken. Die Nettokaltmieten in Deutschland hätten nur um durchschnittlich 1,3 Prozent zugelegt – und lägen damit noch unter der Inflationsrate. Der Betongoldrausch in Wahrheit ein Minusgeschäft?
Wohl kaum. Die vermeintlich mageren 1,3 Prozent, über die sich die Eigentümerlobby beschwert, sind das Ergebnis einer langen, einer sehr langen Rechenreihe des Statistischen Bundesamts: Verrechnet man die Mieten in den entvölkerten Landstrichen Brandenburgs mit der Kreuzberger Bergmannstraße, dann stehen unterm Strich eben bloß 1,3 Prozent Mietpreissteigerung. Die Situation in den Ballungszentren sieht dagegen ganz anders aus.
Trotzdem Grund genug für die Haus & Grund, gegen die Mietpreisbremse der Bundesregierung zu giften: Wenn Mietpreise stagnierten, dann brauche es doch keine Bremse.
Dass es durchaus einen Unterschied zwischen In-Kiez und Ödland gibt, sieht zwar auch die Haus & Grund. Trotzdem sei das kein Grund zur Sorge für alle, die in Friedrichshain-Kreuzberg eine bezahlbare Wohnung suchen: „Der deutliche Anstieg bei Wiedervermietungsmieten“ stagniere nämlich ebenfalls. Gefühlte Wahrheiten, wie sie sonst nur der ADAC kennt.
FERDINAND OTTO
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen