Zwei Berichterstatter von der Front

Schwimmen ist noch heute eine seiner Lieblingsbeschäftigungen. „Ich trainiere 25 Leute, aber das mache ich nur aus Spaß“, sagt Ron Kehrman. Der 48-Jährige, der in Haifa geboren wurde und noch heute dort lebt, gehörte 1980 als Schwimmer dem israelischen Olympiakader an. Doch wegen des Boykotts fiel seine Teilnahme an den Spielen in Moskau ins Wasser.

Im gleichen Jahr ging Kehrman, dessen Vater 1934 von Mannheim nach Palästina ausgewandert war, in die USA. Dort studierte er vier Jahre Internationales Business und Finanzen der Universität von Ohio. Heute ist der verheiratete Vater zweier Kinder Besitzer einer Druckerei und mit nur einer Angestellten größtenteils Alleinunterhalter. Die Druckerei hatte bereits seinem Großvater gehört und war von seinem Vater – ebenfalls Drucktechniker – mit ins Exil gebracht worden. „Ich habe noch die Orginalmöbel und Maschinen aus Heidelberg“, sagt Kehrman.

Den 5. März 2003 wird er nie vergessen. Da wurde seine damals 17-jährige Tochter Tal in einem Bus in Haifa von der Bombe eines Selbstmordattentäters getötet. Am 1. August wird sein Sohn 15 Jahre alt. „Zum Glück hat er bis zur Armee noch ein paar Jahre Zeit“, sagt Kehrman.

Iman Humaidan Junis hat bereits viel Lob eingeheimst. So wurde die in Beirut lebende libanesische Publizistin wiederholt als eine der interessantesten literarischen Stimmen des Nachkriegslibanons bezeichnet. Diese Zeiten sind vorerst vorbei, denn wieder ist Krieg – eine Situation, die der 49-Jährigen nur allzu gut bekannt ist. Denn fast die gesamte Zeit des Bürgerkriegs von 1975 bis 1989 verbrachte die zweifache Mutter im Libanon. 1980 schloss Iman Humaidan Junis, die in einem Dorf namens Anub im drusischen Teil des Libanon-Gebirges geboren wurde, ein Soziologiestudium an der Amerikanischen Universität in Beirut ab. Vor fünf Jahren nahm sie das Studium wieder auf, um mit einer Arbeit über im Krieg Verschollene einen Mastertitel zu erwerben.

Seit 1989 arbeitet sie als freie Mitarbeiterin für Feuilletons verschiedener arabischer Tageszeitungen. Bisher hat sie zwei Romane und mehrere Kurzgeschichten veröffentlicht. Ihr Erstling „B wie Bleibe wie Beirut“ sei, wie Iman Humaidan Junis einmal sagte, eher zufällig entstanden und ist eine Auseinandersetzung mit den Schrecken des 15-jährigen Krieges. Ihr zweiter Roman, die Emanzipationsgeschichte einer jungen Frau vom Land, liegt seit 2004 unter dem Titel „Wilde Maulbeeren“ auch auf Deutsch vor. BARBARA OERTEL