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: Perfekter Sandkasten

BEACH-VOLLEYBALL Ab Mittwoch findet am Ostbahnhof die Europameisterschaft statt

Am Sand kann es nicht liegen, wenn die Beachvolleyball-Europameisterschaft in Berlin kein Erfolg werden sollte. 90 Laster haben ihn im brandenburgischen Hartmannsdorf in der vergangenen Woche erst auf- und dann auf dem weiten Gelände vor der Mehrzweckhalle am Ostbahnhof wieder abgeladen. Insgesamt 2.400 Tonnen. Nun schimmert er dort karibisch-weiß in der Sonne. „Doppelt gewaschen, 2 mm Kornstärke, Quarzgehalt 90 Prozent, ein echtes Naturprodukt. Besser geht es nicht“, analysiert Turnierdirektor Siegbert Brutschin zufrieden die Konsistenz des Spielfeldes.

Auf diesem Gemisch also geht die Beachvolleyball-Elite von Mittwoch bis Sonntag an den Start, um ihre europäischen Meister auszuspielen. Jeweils 24 Teams bei den Herren und Damen sind dem Ruf des mit 200.000 Euro dotierten Turniers gerne gefolgt. Die beiden Siegerpaare erhalten je 20.000 Euro, was sie sicher zusätzlich motiviert hat, in der Hauptstadt aufzuschlagen.

Lange Tradition

Berlin möchte mit der Austragung dieser EM seinen Weltruf als internationale Beachvolleyballhochburg festigen. Schon seit 1995 werden hier international bedeutende Turniere ausgetragen. Zunächst am Schlossplatz, dann an der Jannowitzbrücke, später auf dem Washingtonplatz am Hauptbahnhof und jetzt, als Premiere, vor der riesigen Arena. Alle Orte hatten ihre Vor- und Nachteile – gemein war ihnen jedoch eine städtebaulich außergewöhnliche Kulisse in direkter Nachbarschaft. Der Fernsehturm etwa oder der Hauptbahnhof. „Jetzt ist es die imposante Halle mit der East Side Gallery und der Spree gegenüber“, so Turnierdirektor Brutschin.

Dass das Konzept der mit einem Budget von gut 1 Million Euro veranschlagten EM auch am neuen Standort aufgeht, davon sind alle Beteiligten überzeugt. Der Berliner Senat hat die Titelkämpfe nicht allzu knapp alimentiert. Neben dem Leichtathletik-Fest Istaf ist sie das einzige internationale Sportereignis, mit dem sich die selbsternannte Sportmetropole 2010 schmücken kann.

Fachkundige Zuschauer

Bei den Beachvolleyballern selbst benötigte man kaum Überredungskünste für den Standort Berlin. „Die Turniere hier haben sicher die fachkundigsten Zuschauer, die ich gesehen und gehört habe. Und fair sind sie auch noch. Das ist nicht überall so“, sagte Laura Ludwig zur taz. Vor zwei Jahren ist die gebürtige Köpenickerin gemeinsam mit ihrer Partnerin Sara Goller Europameisterin geworden. Letztes Jahr verloren sie den Titel – nun möchte sich das Duett ihn wieder zurückholen. Goller/Ludwig baggern für Hertha BSC Berlin „und deshalb werden bei der EM viele Fans, die Familie und jede Menge Freunde auf den Tribünen sitzen“, hofft Ludwig. Das sei natürlich zusätzlicher Ansporn.

Auch die amtierenden Weltmeister Jonas Reckermann/Julius Brink schlagen mittlerweile in Berlin auf – für den VC Olympia. „Berlin besitzt in Hohenschönhausen eine der modernsten Beach-Indoorhallen der Welt und ist Beachvolleyball-Olympiastützpunkt“, liefert Reckermann gute Argumente für den Wechsel der Rheinländer an die Spree.

Ausfall im letzten Jahr

Natürlich ist die Wirtschaftskrise auch an der ehemaligen Trendsportart nicht spurlos vorbeigezogen. Im vergangenen Jahr fand die Grand-Slam Weltserie ohne Berlin als Austragungsort statt. Es fehlten Sponsoren. Dieser Aussetzer hat den Druck auf die Organisatoren erhöht. „Wir wollen die EM als eine Art Bewerbung nutzen, um im kommenden Jahr mit einem Grand-Slam-Turnier wieder auf die große Weltbühne zurückzukehren“, erklärt Turnierdirektor Brutschin. Dabei steht aber auch das neue 12.000 Quadratmeter große Gelände auf dem Prüfstand. Es ist eine von Berlins ganz wenigen Brachflächen, die ein solches raumgreifendes Turnier überhaupt beherbergen kann. Fünf Turnierplätze und zwei Trainingsplätze haben hier Platz gefunden. Die Halle selbst dient als Presse-, Medizin- und VIP-Center. „Eine gute, funktionale Komplettlösung für Zuschauer, Spieler und Organisatoren“, wie der Turnierdirektor erklärt.

Was dem etwas abseitigen Standort allerdings fehlen könnte, ist die „Laufkundschaft“, glaubt Jonas Reckermann. Dennoch rechnen die Organisatoren an den fünf Turniertagen mit 30.000 Zuschauern. Wenn die Sonne scheint. TORSTEN HASELBAUER