Statement für die eigene Klientel

Innensenator Frank Henkel fährt mit Regenbogenschal zu den Olympischen Winterspielen

VON CLAUDIUS PRÖSSER

Manchmal ist ein Schal kein Schal, sondern ein Statement. Man denke an die weißen Seidentücher, die der Dalai Lama Gesprächspartnern lächelnd überhilft: Einst lehnte Außenminister Klaus Kinkel (FDP) das chinakritische Symbol brüsk ab, Amtsnachfolger Joschka Fischer (Grüne) ließ die Geste dann ostentativ geschehen.

Diesmal geht es um zwei Schals in den Farben des Regenbogens. Innen- und Sportsenator Frank Henkel (CDU) sowie sein Staatssekretär Andreas Statzkowski haben sie vom Berliner Lesben- und Schwulenverband entgegengenommen, mit dem Versprechen, sie am Rande der Olympischen Winterspiele umzulegen, bei einem offiziellen Treffen mit dem Bürgermeister von Sotschi. Dafür gebührt ihnen ein Lob.

Jetzt nicht liegen lassen!

Natürlich dürfen die Schals jetzt nicht versehentlich im Hotel liegen bleiben. Aber wohlfeil ist die Geste nicht. Denn auch wenn man deutschen Gästen von Rang kein Haar krümmen wird, das Ausstellen queerer Symbole ist in Russland gefährlich. Wenn westliche, aber konservative Politiker sich diese Symbole vor Ort zu eigen machen, sollte man das nicht unterschätzen.

Und auch die Strahlkraft in Richtung Berlin ist zu begrüßen. Henkels Klientel fremdelt mit lesbischen und schwulen Lebensentwürfen, und es ist keine zehn Jahre her, dass eine CDU-Bezirksbürgermeisterin das Hissen der CSD-Flagge mit dem Argument ablehnte, dann müsse sie das ja auch der NPD erlauben. Der Schal von Sotschi wird solch rückständiges Denken noch kenntlicher machen.

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