Das Talent und der Trash

„Hausfrauen-Report“, „Klimbim“, Fassbinder und Marge Simpson: Schauspielerin Elisabeth Volkmann ist tot

Sie war die Königin der Schlampen: Quietschrothaarig, laut, offenherzig, frivol, den ganzen Tag in Negligé und Strapse gehüllt, lotterte sie als „Jolanthe von Scheußlich“ die Klimbim-Familie auf. Elisabeth Volkmann war trash, und zwar vom Feinsten.

Die gebürtige Essenerin, die sich gegen den Willen ihrer Eltern zur Opernsängerin ausbilden ließ, spielte sich zunächst durch die Softsexfilmchen der frühen 70er: Hausfrauen- und Ehemännerreporte oder Werke wie „Alpenglühn im Dirndlrock“.

Als Michael Pfleghars dümmlich-geniale Comedyursprungsshow „Klimbim“ das ganze spießige Deutschland mit einem leicht erotischen Seventies-Flair überzog, kam ihre große Stunde. Zusammen mit Ingrid Steeger als frühreif-frecher Tochter Gaby riss sie Gag um Gag und vernaschte – selbstbewusst bis zur Parodie – Liebhaber um Liebhaber, sodass in den 80ern endlich jemand ihr Talent erkannte und sie in ernsten (Neben-)Rollen einsetzte: Mit Fassbinder drehte sie „Die Sehnsucht der Veronika Voss“, „Lola“ und „Lili Marleen“, danach ergatterte sie noch ein paar Komödienrollen und blieb vor allem durch die Synchronisation von „Die Simpsons“- Faktotum Marge im Ohr – wie Steeger konnte oder wollte sie jedoch ihr Busenwunderimage nie ganz in die Tonne treten, denn, so Volkmann, „besser ein Image als kein Image“.

Schwermütig klang sie zuletzt. Nachdem ihr zweiter Ehemann, ein Senffabrikant, genau wie ihr erster an Lungenkrebs gestorben war, berichtete sie der Bunten bitter von ihrer „grässlichen Kindheit“ und dem „fehlenden Glücksgen“ und dass sie nie „allein zurückbleiben“ wolle.

Die 70-Jährige, die sich stets um mindestens zwei Jahre jünger gemogelt hatte, wurde am Donnerstagabend tot im Flur ihrer Münchner Wohnung gefunden, die Polizei geht bislang von einem natürlichen, sehr einsamen Tod aus. JENNI ZYLKA