„Kein vergleichbares Rezept“

POLITISCHER SUPPENTOPF In der Neustadt wird für eine zukunftsfähige Landwirtschaft gekocht

■ 32, ist Referent für Landwirtschaft und Ernährung beim Inkota-Netzwerk.

taz: Herr Urhahn, wie schmeckt ein „politischer Suppentopf“?

Jan Urhahn: Er besteht aus vielen verschiedenen Initiativen, die sich mit der Zukunft der Landwirtschaft beschäftigen. Er soll Ernährung und Landwirtschaft auch haptisch erlebbar machen, indem die anwesenden Organisationen teilweise selbst produzierte Zutaten mitbringen, mit denen dann gemeinsam etwas zubereitet wird. Es gibt wohl kein vergleichbares Kochrezept.

Wer hat es entwickelt?

Zum einen das Inkota-Netzwerk, das sich seit den 70er-Jahren entwicklungspolitisch engagiert. Außerdem die Kampagne „Meine Landwirtschaft“, die gerade die Demonstration „Wir haben es satt“ organisiert hat, und Wam Kat vom Küchenkollektiv Fläming Kitchen.

Gibt es regionale Partner?

Beispielsweise den Gärtnerhof Oldendorf und den Lohmannshof aus Westen an der Aller. Außerdem Food-Cops wie der Neustädter „Maiskolben“. Diese Kooperativen beziehen regionale Lebensmittel und verteilen sie unter sich. Auch Urban-Gardening-Gruppen sind vertreten, zum Beispiel „Der geheime Garten“.

Entstehen beim Urban Gardening wirklich relevante Grünflächen oder handelt es sich dabei nicht eher um ein kosmetisches Feigenblatt?

Grundsätzlich geht es erst mal darum, sich mit Ernährung und Landwirtschaft auseinanderzusetzen und dann einen direkten Bezug zu Lebensmitteln herzustellen. Einige Gruppen sind durchaus so weit, dass sie sich mit Obst und Gemüse fast selbst versorgen können.

Nach welchem Rezept wird der „politische Suppentopf“ gekocht?

Wir beginnen mit einem kurzen Vortrag über die globale Ebene. Also die Strukturierung des Agrarsystems, das nur auf Wachstum ausgerichtet ist und von großen Konzernen dominiert wird. All das ist nicht zukunftsfähig. Danach stellen sich die einzelnen Initiativen vor, die schon heute für gute Landwirtschaft und Ernährung stehen. In den Pausen schnibbeln wir gemeinsam die Zutaten für das Essen. Dann diskutieren wir darüber, welche Themen in Bremen brennen.

Es gab bereits Workshops in anderen Städten. Erreichen Sie auch Leute, die sich vorher noch nicht mit dem Thema auseinandergesetzt haben?

Jein: Viele, die kommen, sind schon engagiert und auch organisiert. Die Menschen und Initiativen lernen sich teilweise aber erst beim „politischen Suppentopf“ kennen und vernetzen sich dort. Es kommen jedoch auch Leute, die sich einfach erst mal informieren wollen.

INTERVIEW: JÖRDIS FRÜCHTENICHT

Sonntag, 11 Uhr bis 18 Uhr, Kultureinrichtungshaus Dete, Lahnstraße, 61 - 63