Auf einer Woge der Sympathie

TRINKWASSER Viva con Agua startet zwei neue Projekte: Die Gründung einer Stiftung und den Verkauf von Quellwasser. Ihr Prinzip: Jeder kann mitmachen

wurde 2005 als Hamburger Verein vom Ex-St.-Pauli-Spieler Benny Adrion gegründet.

■ Anstoß war ein Trainingslager auf Kuba, bei dem er die Not der Bevölkerung kennen lernte.

■ Im selben Jahr gewann er den taz Panter Preis als „Held des Alltags“.

■ Zusammen mit dem Partner Welthungerhilfe wurden bisher 500.000 Euro für Trinkwasserprojekte gespendet.

■ Aktuelles Trinkwasserprojekt: Der Bau von 32 Quelleinfassungen im Mwogo-Tal in Ruanda, die das Wasser filtern sollen.

Es ist, als wäre man auf einem Surfer-Chill-Out: Die Pressekonferenz, auf der die Mitglieder des Vereins Viva con Agua de St. Pauli (VCA) ihre Stiftungsgründung und den Verkauf des VCA-Quellwassers bekannt geben, findet im Central Park Beach Club statt. Braungebrannte, freundliche Menschen, Elektro-Klänge. Wie durch Zufall blitzt überall, ob auf Schal, Turnschuh oder Kapuzenpulli, das Vereinstürkis auf.

Was durch Initiator Benny Adrion als spontanes Ein-Mann-Projekt auf Kuba begann, ist heute eine professionell geführte Organisation, die die Trinkwasserversorgung in Entwicklungsländern langfristig verbessern will. Aus der Liste ihrer Unterstützer rekrutieren sich nun die vier Stiftungsgründer: Neben St.-Pauli-Spieler Marcel Eger und seiner Mutter Renate haben sich Mark Tavassol (Wir sind Helden) und Bela B (Die Ärzte) der Viva con Agua Stiftung verpflichtet. Haben sie auf ihren letzten Konzerten noch Pfandbecher für den Verein gesammelt, so wollen sie sich jetzt intensiver engagieren, versprechen die beiden. Insgesamt haben die vier 50.000 Euro investiert. Die Gründung der Stiftung werde, so Pressesprecher Christian Wiebe, nächste Woche über die Bühne gehen.

Angestoßen wird schon jetzt mit dem VCA-Quellwasser, abgefüllt in Glas- und PET-Flaschen. Durch den Kauf könne jeder, unabhängig von der Stiftung, die Trinkwasserprojekte unterstützen: Mindestens 60 Prozent der Erlöse kommen nach Angaben des Vereins diesen zugute. „Wir haben uns bewusst auch für Kunststoffflaschen entschieden“, sagt Reinhold Seidel, Geschäftsführer der bio-zertifizierten Husumer Quelle, aus der das Wasser stammt. Bei Sportveranstaltungen und Festivals sei Glas ungeeignet, man werde aber auf Biokunststoffe umstellen, wenn Alternativen zu PET-Flaschen verfügbar seien. Die Varianten „laut“ und „leise“ (mit und ohne Kohlensäure) gibt es in ausgewählten Bars, Clubs – und in allen Budnikowsky-Filialen.

Jeder kann mitmachen, das war schon immer der tragende Gedanke des Vereins. Damit verbindet VCA Nachhaltigkeit mit einem Lebensgefühl ohne erhobenen Zeigefinger. Der Verein schwimmt auf einer Woge der ungeteilten Aufmerksamkeit und Sympathie. „Als ich die Leute kennen lernte, war ich begeistert von ihnen“, sagt Tavassol. „Erst danach habe ich erfahren, was sie überhaupt machen.“ EMILIA SMECHOWSKI