Entspannung an der Brandfront in Russland

MOSKAU taz | Smog und Rauch haben sich aus Moskau verzogen. Der Himmel über der Hauptstadt strahlt wieder bei Temperaturen um die 30 Grad. Auch eine erhöhte radioaktive Belastung der Luft konnte nicht festgestellt werden. In den letzten Tagen waren Befürchtungen laut geworden, brennende Waldgebiete im Südwesten Russlands, die von der Atomkatastrophe in Tschernobyl verseucht worden waren, könnten radioaktive Partikel in die Atmosphäre freisetzen. Das Katastrophenministerium hatte am Vortag sechs Brände in der Region eingeräumt, die aber umgehend gelöscht worden seien. Die Informationspolitik der russischen Behörden ließ an Offenheit und Klarheit wieder mal einiges zu wünschen übrig. Die staatlich gelenkten Medien griffen das Thema erst gar nicht auf.

Unterdessen hat sich die Lage an den brennenden Waldfronten ein wenig entspannt. Präsident Dmitri Medwedjew hob in drei von sieben Regionen den letzte Woche verhängten Ausnahmezustand auf. Kritisch bleibt es weiterhin im Moskauer Umland, der Republik Mordwinien, und den Gebieten um Nischni Nowgorod und Rjasan. Dort herrscht weiter Ausnahmezustand. In dem besonders schwer betroffenen Kreis Schatursk im Osten Moskaus wurden die Bewohner mehrerer Siedlungen wegen herannahender Brände evakuiert. Da die Luft in der Hauptstadt nur ein Viertel des üblichen Sauerstoffgehalts enthält, empfahl die Gesundheitsbehörde den Moskauern, durch Sauerstoffcocktails selbst für die notwendige O2-Dosierung zu sorgen. Meteorologen gehen davon aus, dass spätestens am Wochenende die Dunstglocken zurückkehren wird. Dann wehen die Winde wieder aus Ost und Südost, wo zurzeit noch die schwersten Feuerbrünste wüten.

KLAUS-HELGE DONATH