Kleine Schritte Richtung Frieden

Erstmals setzen sich heute arabische, jüdische und deutsche Organisationen an einen Tisch. Ihr Ziel: Ein gemeinsamer Protest gegen den Krieg im Nahen Osten. Jüdische Gemeinde beteiligt sich nicht

VON EVA GNÄDIG

Demonstrationen gegen den Nahostkrieg gab es bisher viele – aber sie richteten sich stets gegen Israel oder die Hisbollah. Heute Abend startet in Berlin der Versuch, den Protest in einer umfassenden Friedensbewegung zu einigen. Auf Initiative der „Achse des Friedens“, ein Zusammenschluss mehrerer größerer Initiativen, treffen sich über 80 Vertreter arabischer, palästinensischer, jüdischer und deutscher Organisationen. Ihr Ziel ist es, gemeinsame Aktionen zu organisieren und den Dialog zwischen den Gruppen zu fördern. Hans-Peter Richter, Vorsitzender der Achse des Friedens, möchte zudem Aufklärungsarbeit leisten: „Viele Deutsche haben das Gefühl, dass sie mit Hamas oder Hisbollah sympathisieren müssen, um überhaupt für Frieden demonstrieren zu können.“ Das sei aber nicht notwendig.

Ähnlich äußert sich Nabil Rachid, der Vorsitzende des Dachverbands arabischer Vereine, dem auch libanesische Gruppen angehören. Rachid möchte sowohl Juden wie Araber für gegenseitiges Verständnis sensibilisieren: „Die arabische Seite muss verstehen, dass bestimmte Parolen und Motive in einer breiten Friedensbewegung unangemessen sind.“ Dazu zählte er auch schon vor dem gestern ausgesprochenen Verbot Bilder des Hisbollah-Führers Hassan Nasrallah (siehe Kasten). Israelis und auch die deutsche Bevölkerung sollten aber ebenso ein Verständnis dafür entwickeln, dass Nasrallah für die arabischstämmige Bevölkerung zu einem Symbol des Widerstands geworden sei.

Fanny-Michaela Reisin vertritt die „Jüdische Stimme für gerechten Frieden im Nahen Osten“ bei dem Treffen im Haus der Demokratie. Ihr geht es darum, eine „gemeinsame Interessenbasis“ zu finden. Darunter versteht sie sofortigen Waffenstillstand und Verhandlungen für eine friedliche Lösung von Dauer. Die Jüdische Gemeinde wird, so Organisator Richter, nicht an dem Treffen teilnehmen.

Zugesagt haben Attac, iranische und christliche Vereinigungen sowie PDS-Politiker. Initiator Richter bleibt aber vorsichtig: „Es liegt noch ein langer Weg vor uns. Wenn man aber nicht an eine Chance glaubt, wäre gar keine Friedensbewegung möglich.“