Flugi gegen Bomben

Nach den Bombenfunden im Nahverkehr setzen die Ermittler auf Hinweise von Fahrgästen

DÜSSELDORF taz ■ Mit einer groß angelegten Flugblattaktion hat die Polizei gestern im NRW-Express die Reisenden um Mithilfe bei der Aufklärung der beiden Bombenfunde von Dortmund und Koblenz gebeten. Die Ermittler hoffen, mit der Verteilaktion Zeugen zu finden, die gesehen haben, wer die explosiven Rollkoffer zurückgelassen hat, die am Montag in den Regionalexpressen von Aachen nach Hamm und von Mönchengladbach nach Koblenz aufgefunden worden waren. Denn immer noch liegt gänzlich im Dunkeln, wer hinter den ominösen „Bombenkoffern“ stecken könnte. Zwar hat inzwischen die Bundesanwaltschaft den Fall an sich gezogen und wegen Terrorverdachts. Konkrete Anhaltspunkte dazu hat sie jedoch nach eigenem Bekunden keine.

Statt eines möglichen terroristischen Hintergrunds halten es Sicherheitsexperten indes für wahrscheinlicher, dass es sich eher um einen Erpresser oder einen verwirrten Einzeltäter handelt. So deuteten die Art der Bombendeponierung als auch die Machart der Sprengsätze nach Ansicht von Kai Hirschmann vom Institut für Terrorismusforschung und Sicherheitspolitik „auf einen semiprofessionellen Hintergrund hin“. Erpressung, Rache an der Bahn oder Streben nach Aufmerksamkeit seien mögliche Motive.

Die Ermittlungsbehörden beziehen in ihre Untersuchungen wohl auch die bisherigen Erkenntnisse zweier ungeklärter Anschläge in NRW ein. Bei einem Nagelbomben-Attentat in der Keupstraße in Köln-Mülheim waren im Juni 2004 22 Menschen verletzt worden. Im Juli 2000 explodierte eine Handgranate nahe des S-Bahnhofes in Düsseldorf-Wehrhahn und verletzte zehn Menschen. Bis heute sind Polizei und Staatsanwaltschaft den Tätern nicht auf die Spur gekommen. PAB