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Nach all der Zeit des sinn- und ziellosen Vor-sich-hin-Brutzelns lassen sich jetzt ja wieder geschlossene Räume besuchen. Das trifft sich gut, denn inzwischen finden auch wieder nennenswerte Konzerte statt. Etwa eines von Kajak. Deren Auftritte sind zwar nicht rar, aber dafür sehr gut. Jedenfalls für Menschen, die nichts haben gegen deutsche Texte voll lapidarer Klugheit und Songs voller Referenzen an das sind, was früher mal Indie war. Dass es das heute nur noch wenig gibt, liegt nicht an „den Anderen“. Schließlich, bemerkt Kajak-Sänger Matthias Rothaug treffend, ist es nicht immer die Welt, die sich einem in den Weg stellt.

27 + 3? Klingt wie ein Friedensabkommen für den Nahen Osten, meint aber etwas anderes, aber ähnlich schwierig zu erreichendes. 27 Jahre kauerte das Knust im Souterrain der Brandstwiete, die drei vergangenen in den ungleich größeren Schlachthof-Räumen. Macht 30 und einen Grund zu feiern. Schließlich hatten Hamburgs Liveclubs jüngst die Lebenserwartung einer Nacktschnecke auf der Autobahn. So einen Laden drei Jahrzehnte am laufen zu halten, da kann man schon mal drauf anstoßen. Macht Betreiber Norbert Roep auch, sogar gleich zwei Abende lang: Freitag mit DJs, Samstags mit Livebands, beide Abende mit je 100 Litern Freibier. Unter anderen mit dabei: Lampshade, die skandinavischen „Coco Rosie“, und Hamburgs talentiertester Melancholiker Finn.

Für den Tag darauf brauchen sich Konzert-Junkies nicht groß umzuorientieren: Sie gehen einfach zurück ins Knust. Dort wartet dann Greg Dulli mit den Twilight Singers auf sie. In den 90ern brachte der pausbackige Herr mit den „Afghan Whigs“ den Soul in den Grunge. Inzwischen präsentiert Dulli seine Vorliebe für schwarze Musik und ebensolche Geschichten gerne vor einem etwas elektronischeren Hintergrund, was keineswegs heißt, dass die „Twilight Singers“ nicht immer noch bis in die schmutzigste Unterhose hinein eine Rockband wären. Rock ist etwas, was im Wertekanon australischer Männer schon immer sehr weit oben stand. Deshalb bringen es dort Bands wie „You Am I“ zu nationalen Helden, während hier alle nur „The Hives“ feiern. Eine Ungerechtigkeit, dachten sich Hamburger Fans wie Tigerbeat-Sänger Frehn Hawel, und ebendieser holt „You Am I“-Sänger Tim Rogers nun samt Akustikgitarre nach Hamburg. Viel am Bekanntheitsgrad hat‘s nicht geändert, doch ein schönes Konzert war‘s allemal. Das soll‘s diesmal erst recht werden, schließlich bringt Rogers seinen Kollegen Tex Perkins („Beasts Of Bourbon“) mit. Gemeinsam nennen sich Tim und Tex dann „T‘n‘T“, spielen aber keine „AC/DC“-Cover, sondern steinerweichenden Singersongwriter-Stoff, den man Australiern gar nicht zugetraut hätte.GREGOR KESSLER

Kajak: Do, 3. 8., 21 Uhr, Grüner Jäger Lampshade, Finn, Saboteur, Halma, The Beauty Of O.K.: Sa, 5. 8., 20 Uhr, Knust The Twilight Singers: So, 6. 8., 20 Uhr, Knust Tex Perkins & Tim Rogers: Mi, 9. 8., 21 Uhr, Molotow