40 Schlafplätze vermisst

NOTUNTERKÜNFTE Sozialsenator Czaja (CDU) stellt der Kältehilfe zusätzliche Plätze zur Verfügung – dort weiß man von nichts

Menschen, die auf dem blanken Fußboden schlafen, auf Holzbänken oder zusammengestellten Stühlen: als Mitte Januar die Temperaturen nachts auf minus 10 Grad Celsius fielen, kamen die Notunterkünfte der Berliner Kältehilfe an ihre Kapazitätsgrenzen. In der Lehrter Straße versorgte die Berliner Stadtmission in einigen Nächten bis zu 200 Menschen – Platz gibt es dort gerade einmal für halb so viele Schutzbedürftige.

Als Konsequenz aus dieser zugespitzten Situation forderten die Grünen im Abgeordnetenhaus Ende Januar den Senat auf, für mehr Schlafplätze in den Berliner Notunterkünften zu sorgen und der Kältehilfe mehr landeseigene Immobilien zur Verfügung zu stellen.

Schon am folgenden Tag kündigte Sozialsenator Mario Czaja (CDU) gegenüber der Nachrichtenagentur dpa an: „Ab dem 1. Februar können wir 40 weitere Schlafplätze in einer neuen Immobilie in Reinickendorf anbieten.“

Doch die Stadtmission, die die Einrichtung in der Kopenhagenerstraße in Reinickendorf leitet, weiß nichts von weiteren 40 Schlafplätzen, die man zur Verfügung stellen wolle. Eine Sprecherin der Trägerorganisation Gewebo Soziale Dienste Berlin, sagte der taz: „Es gibt diese Plätze nicht. Da wurden nicht vorhandene Tatsachen geschaffen.“

Man habe zwar tatsächlich die Einrichtung in der Kopenhagenerstraße zum Jahreswechsel übernommen und es gäbe auch Pläne, neue Plätze für die Kältehilfe zu schaffen – aber die Details seien noch völlig unklar.

Indes gibt sich auch die Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales am Montag erstaunt: „Wir hatten von der Stadtmission die Information, dass die Notübernachtung in der Kopenhagener Straße am 1. Februar eröffnet wird“, sagt eine Sprecherin. Erst seien baurechtliche Probleme aufgetreten und jetzt habe die Stadtmission Abstand von der Eröffnung genommen.

„Es wurde nie über einen offiziellen Eröffnungstermin gesprochen“, sagt hingegen die Gewebo-Sprecherin. Verwunderung auf beiden Seiten also – und 40 Schlafplätze, die noch immer gebraucht werden. Eine erneute Debatte im Abgeordnetenhaus böte sich an. GESA STEEGER