Langes Warten, wenige Antworten

UNI Der Präsident der Humboldt-Universität behält für sich, wie viele Stellen bald wegfallen

Vor den großen Fenstern drehen sich die Kräne, und auch im Hauptgebäude der Humboldt-Universität Unter den Linden geht es um große Umbauten. Nicht um Gebäude allerdings, sondern um Stellen. Im Januar war bekannt geworden, dass der HU mehrere Millionen Euro fehlen und deshalb am Personal gespart werden soll. Befristete Stellen sollen nicht mehr verlängert oder neu besetzt werden – und befristet sind an der Humboldt-Universität viele Stellen.

Wie viele genau und was das für Lehre und Forschung heißt – das wollen alle wissen, die sich am Dienstag früh im Senatssaal drängen: Studierende und Mitarbeiter vor allem, die unter Gemälden der großen Forscherahnen auf dem Holzparkett sitzen. Mit Antworten wird ihr Warten allerdings nicht belohnt.

Gelächter geerntet

Universitätspräsident Jan-Hendrik Olbertz laviert sich durch die Tagungsordnung, betont, wie intensiv die Gespräche mit den einzelnen Instituten geführt worden seien und wie viel gemeinsame Verantwortung alle Beteiligten trügen. Er erntet Gelächter, als er sagt, dass es „keine formale Stellensperre“ gebe – nur Kontingente eben, in deren Rahmen die Institute selbst entscheiden könnten, wo sie künftig Schwerpunkte setzen.

Applaus gibt es für Larissa Klinsing, Vertreterin der wissenschaftlichen Mitarbeiter, die endlich Zahlen verlangt. Reichen die rund 1,4 Millionen Euro, die der Präsident noch direkt vergibt, um den von den Fakultäten gemeldeten Stellenbedarf zu decken? „Wie viele Leute bleiben auf der Strecke?“, fragt Klinsing. Doch Olbertz antwortet nicht. Das Ganze sei ein komplexer Prozess, sagt Vizepräsident Michael Kämper-van den Boogaart nur. Erst Ende Februar werde eine endgültige Entscheidung getroffen. Auf die Forderungen, die eine studentische Vollversammlung ans Präsidium gerichtet hat – unter anderem die, mehr Geld vom Senat zu fordern –, will Olbertz schriftlich antworten, „bis in der nächsten Woche“. Aus den hinteren Reihen ist entnervtes Stöhnen zu hören.

Die Haushaltslage ist allerdings nicht der einzige Grund, warum so viele Studierende gekommen sind: Ein studentischer Vertreter berichtet, wie in einer Vorlesung der Streit um Texte eskalierte, die als rassistisch empfunden worden waren. Als Studierende am Montag eine Vorlesung der Reihe mit Sprechchören störten, sei die Polizei in den Saal gekommen – laut Präsidium nicht vom Dozenten, sondern von anderen Studierenden herbeigerufen. „Um unterschiedliche Auffassungen von Texten zu regulieren“, sagt Olbertz, „ist die Polizei sicher das denkbar ungeeigneteste Mittel.“ Dafür bekommt er am Ende doch noch ein bisschen Applaus.

JULIANE SCHUMACHER