Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt

Am Mittwoch wird in der New Yorck 59 kollektiv vorbereitet – und zwar der Stopp des Castor-Transportes im November dieses Jahres. Das Motto „Castor? Schottern!“ ist zwar ein wenig fragwürdig – oder sogar blöd –, dennoch ist das Unternehmen als solches ja korrekt. Vor allem angesichts der Tatsache, dass der „Atomausstieg“ nun endgültig ad acta gelegt werden soll. Am Donnerstag wird in der Zielona Gora über „Deutsche Flüchtlingspolitik und ihre tödlichen Folgen“ gesprochen, Grundlage ist eine Dokumentation, die die Antirassistische Initiative Berlin seit 1993 jedes Jahr herausgibt und in der die Schikanen, denen die Flüchtlinge in Deutschland unterworfen sind, detailliert geschildert werden. Die aktuelle Studie wurde in einem Film aufgearbeitet, anschließend Diskussion. Am Freitag wird im Mehringhof über die Frage debattiert, inwieweit Berlin verkaufbar ist. „Berlin on sale – Nicht mit uns!“ ist der Claim der diesbezüglich geplanten „Herbstaktionstage“. Aber hallo, wird Berlin nicht eigentlich seit rund 800 Jahren verkauft? War Grund und Boden nicht immer eine Handelsware? Geht es wieder darum, Nordneukölln oder Kreuzberg, in dem man seit zwei, drei oder vier Jahren wohnt, gegen „Bonzen“ zu verteidigen, obschon man selbst die erste Welle der Gentrification darstellt mit seinen Clubs und Bars und Treffs, die just dort aufgemacht haben, wo früher andere, nicht immer tolle Geschäfte und Kneipen waren? Wer will hier gegen wessen Verkauf agitieren? Nicht dass der Kampf um alternative Räume nicht richtig wäre, nur muss man auch mal darüber reden, wer ihn eigentlich führt und für und gegen wen. Am Samstag wird dann in der Neuköllner Weisestraße ein Straßenfest gefeiert, Slogan: „Wir bleiben hier“. Der ist schon besser, weil wahrer. Mit Ska und Punk und Bier und Kladderadatsch. Infostände gibt es auch.

■ Castor? Schottern!, 18. 8., 19.30 Uhr, Mariannenplatz 2 ■ Deutsche Flüchtlingspolitik, 19. 8., 18 Uhr, Grünberger Straße 73 ■ Berlin on sale, 20. 8., 19 Uhr, Gneisenaustraße 2a ■ Straßenfest: Wir bleiben hier, 21. 8., 14 Uhr, Weisestraße