Die Damen haben zugeschlagen

BEACHVOLLEYBALL Die Europameisterschaft haben sie am Samstag erwartungsgemäß gewonnen: Laura Ludwig und Sara Goller sind derzeit wohl die erfolgreichsten Spielerinnen von Hertha BSC. Jetzt nehmen die beiden Berufssportlerinnen Olympia 2012 in London in Angriff

■ Sara Goller, geboren 1984, und Laura Ludwig, geboren 1986, waren ursprünglich Hallenvolleyballerinnen, haben aber bald gemerkt, dass sie an der Freiluft-Version mehr Freude haben.

■ Der Entschluss, professionell zu spielen, fiel schon, als sie noch zur Schule gingen. Das Abitur haben beide inzwischen in der Tasche, für ein Studium waren sie eingeschrieben – Goller für Politikwissenschaften, Ludwig für Lehramt. Der Leistungssport hat die beiden jedoch zeitlich bald so eingenommen, dass beides für sie nicht nebeneinander machbar war. BEND

VON JULIANE BENDER

Laura Ludwig kennt Berliner Gören nicht nur vom Hörensagen, sie ist eine. Zusammen mit ihrer Spielpartnerin Sara Goller spielt sie bei Hertha BSC Beachvolleyball. Und zwar nicht irgendwie, sondern auf höchstem Niveau: Am Samstag haben beide die diesjährige Europameisterschaft in Berlin mit 2:0 (25:23, 21:16) gewonnen.

Eine große Überraschung ist das nicht. Goller und Ludwig sind als absolute Favoritinnen ins Turnier gestartet und haben vorher schon verlauten lassen: „Wir wissen, dass wir hier alle Teams schlagen können.“ Keine gewagte These, sondern Wahrscheinlichkeitsrechnung, denn die europäische Rangliste der Damen-Beachvolleyballteams führen sie mit Platz 1 an und haben 2008 schon einmal den Europameisterinnen-Titel geholt – damals in Hamburg.

Den diesjährigen Sieg könnte man ein Heimspiel nennen – aber nur fast: Sowohl die in Köpenick geborene Laura Ludwig als auch ihre Spielpartnerin Sara Goller aus Starnberg haben ihren offiziellen Wohnsitz in Hamburg und trainieren auch dort. Die großen Turniere finden über das Jahr verteilt in der ganzen Welt statt, weshalb die beiden etwa zwei Drittel des Jahres um die Welt reisen. Warum also der Verein in Berlin? Der Kontakt entstand über persönliche Freunde, die vor allem Ludwigs Berliner Herkunft zu verdanken waren.

Verein eigentlich egal

Roland Weissbarth von der mit Hertha kooperierenden Vermarktungsagentur Powerplay hat 2005 den richtigen Zeitpunkt abgepasst, als bei Goller und Ludwig erste professionelle Ambitionen aufkamen und das Duo einen Verein suchte. „Wir haben die Mädels im Auge gehabt und den Kontakt zu Hertha BSC hergestellt, bevor ein anderer Verein soweit war. Weil alles so gut zusammenpasste, haben die Mädels damals unterschrieben. Hertha ist ja auch weltweit bekannt und das hat sich aus vermarktungstechnischen Gründen als nützlich herausgestellt“, so der heutige Manager des Teams. Goller ergänzt: „Eigentlich ist es ja auch egal, für welchen Verein man spielt.“

Verein egal, Finanzen aber nicht. Das Team der beiden Berufssportlerinnen ist ein Unternehmen – es trägt den Namen „GollerplusLudwig“. Und das Business ist hart. Gerade in jungen Sportarten wie dem Beachvolleyball ist es nicht einfach, den Sport professionell auszuüben. Um mit der großen Konkurrenz mithalten zu können, müssen die Mädels zweimal täglich trainieren – da führt kein Weg dran vorbei. Ohne mehrere Trainer, Olaf „Meistermacher“ Kortmann als sportlichen Berater und einem Manager wäre das kaum möglich. Schließlich müssen Geldgeber und Sponsoren an Land gezogen und durch Erfolge und Medienpräsenz gehalten werden.

„Ganz schöne Freaks hier“

Das klingt nach Stress, aber für die Herthaner Mädels steht der Ball im Vordergrund: „Wir haben als Profisportler eindeutig Spaß bei der Arbeit“, sagt die Ludwig mit breitem Grinsen. „Außerdem sehen wir unglaublich viel von der Welt. Wir entdecken immer mal wieder Orte, an die wir gern zurückkehren würden.“

„Die Leute hier sind so aufgeschlossen, tolerant und vielfältig“

Laura Ludwig über Berlin

Und Berlin? Da muss Ludwig mal kurz überlegen: „Berlin ist eine riesengroße Stadt! Die Leute hier sind so aufgeschlossen, tolerant und kulturell so vielfältig! Aber es laufen auch schon ein paar ganz schöne Freaks hier rum – also Freaks’ im positiven Sinne...“ Goller sitzt als süddeutsche Fraktion daneben, schmunzelt ein bisschen – und kann aber trotzdem noch ganz ernst über eine Berliner Besonderheit reden: „Es ist schon beeindruckend, wenn man an den noch erhaltenen Mauerstücken vorbeiläuft – das macht die Geschichte von Berlin irgendwie greifbar.“

Dass die beiden sich einigermaßen verstehen, daran besteht kein Zweifel. Mit dem Trainer klappt es offenbar auch ganz gut: „Der ist immer mit Herzblut dabei“, sagt Goller und dankt ihm auf dem Siegertreppchen für seine gute Arbeit.

Die wird auch weiterhin nötig sein, denn noch ist die Konkurrenz aus Brasilien, USA und China besser. Goller und Ludwig wollen das schon bald ändern. „Unser größtes Ziel ist jetzt die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2012 in London“, sagen sie.

Schon wieder reisen. Und schon wieder so eine große aufregende Stadt.