Sachsen! Sense! Aus! Vorbei!

Wieder muss ein Volksstamm dringend aus der Bundesrepublik ausgebürgert werden

Für die Sachsen ist der MDR Fernsehen, für uns ist es das längste Testbild der Welt

Wir kennen den Sachsen mittlerweile. Wir kennen auch das Bundesland Sachsen. Topographisch gesehen ist Sachsen ein etwas zu feist geratener Streifen aus Erde, ein schief postierter Trumm aus Schiefer und Sandstein und Müll mit blumenkohligen Auswulstungen um Leipzig herum und mit verschwenderisch verteilten Braunkohle- und Urantagebaurestlöchern. Dazwischen eine Infrastruktur, die mehrheitlich aus Ortsumgehungen und als bolzengerade Autobahnen getarnten Fluchtwegen besteht.

Wer das Wagnis scheut, den Sachsen in seinem Habitat aufzusuchen, hat ihn sicher bereits und in meist viel zu großer Anzahl in seiner näheren Umgebung wahrnehmen können. Als Supermarktkassiererin in Köln, als U-Bahn-Kidnapper in München, als Kabarettist im Fernsehen, als Bauarbeiter auf der ganzen Welt.

Man erkennt ihn nicht in erster Linie an seiner Tracht, nein, es ist die ihm eigene Lautformung. Diese Ethnie kennt keine Vokale, nur Umlaute. Und da nur welche, die wir nicht kennen. Der Rest rattert durch ein schütteres System aus hilf- und endlos aneinandergereihten Hilfsverben und Hilfszeitwörtern. Hinzu kommt, dass seit Anbeginn des Sachsentums die Sachsen auf unfruchtbarem Boden siedeln und daher mangels sinngeformter Beschäftigung den lieben, langen Tag nichts als plappern, Unmengen lauwarmen Kaffees schlürfen und wie in Sachsenhausen hausen. Kaum eine Mundunart hat es im interregionalen Vergleich so weit gebracht, dass allein schon winzigste Anzeichen einer Intonation die anteilnehmende Menschheit spalten: Die eine Hälfte läuft davon. Die andere lacht sich auf der Stelle kaputt.

Größter Arbeitgeber in Sachsen ist der MDR, damit haben sich die Einwohner abgefunden. Warum sonst ließen sie so einen „Sender“ straffrei gewähren und ihn womöglich auch noch seine Low-Society-Hochburgen aufstellen, wo eigentlich defizitäre Spaßbäder, verwaiste Gewerbegebiete, die architektonisch originellsten Klärwerke, die leuchtendsten Tankstellen und abgedrehtesten Einkaufsarkaden wuchern könnten? Für die Sachsen ist es Fernsehen, für uns ist es das längste Testbild der Welt – eine großangelegte Wiederaufbereitungsanlage für fünftklassige Westaltmoderatoren. Allerdings ist zu beachten, dass gerade im Hörfunkbereich seit einiger Zeit Konkurrenz das Geschäft mit dem Irrsinn belebt. Wer jemals einen Wortbeitrag der Stotter- und Lispelsender Radio PSR, RTL Sachsen, Vogtland Radio oder Antenne Sachsen überlebt hat, möchte eher darauf wetten, dass der MDR demnächst vom Verfassungsschutz als linksextremistische Vereinigung eingestuft werden wird.

Erlaubt ist in Sachsen nicht, was gefällt, sondern was da ist. Wer sonst ließe sich musikästhetische Willkürakte wie die Prinzen oder Gunther Emmerlich klaglos bieten? Wer sonst auf der Welt zögerte als Antwort auf Ludwig Güttlers Gagenforderungen auch nur eine Nanosekunde, ihm die Trompete nicht um den Hals zu knoten? Wer sonst käme auf die leichtsinnige Idee, gnostisch und kognitiv fehlausgestatteten Personen wie dem Querdenksimulator Heinz Eggert, dem Eon-Pausengirl Gunda Röstel, dem Bundespräsidentendummy Steffen Heitmann oder dem cholerischen SMS-Dichter Arnold Vaatz den Schutz geschlossener Abteilungen auf Dauer zu verweigern. Wo sonst genießen Rekruten größere künstlerische Freiheit bei der Gestaltung brandaktueller Vergewaltigungs- und Foltervideos außer in sächsischen Bundeswehrmacht-Kasernen? Wo sonst versteht man noch weniger von Politischer Ökonomie als meine Omi von Nu Metal?

Andererseits: Wann und wo hat der einstmals sachsenfreie Westen die einzigartige Chance, zu beobachten, mit welch lächerlich billigen „Mitteln“ man mitten in Mitteleuropa eine Kapitalismussimulation länger als fünfzehn Jahre glaubhaft aufrecht erhalten kann? Wo sonst kann man eine Handvoll gänzlich fehlbefähigter Politikrentner und Industriesenioren mehr Fördermittel für die Ansiedlung eines Unternehmens kassieren lassen, als es jemals Umsatz machen wird. Umsatz, wohlgemerkt. Nicht Gewinn. Zur Belohnung dürfen die Sachsen sich an den künftigen slawischen EU-Untermensch … – äh, Untermietern schadlos halten. Denn wo kann man heutzutage besser Nachbarn treffen, als auf dem Babystrich im böhmischen Cheb? Nicht ohne Grund wird Sachsen in Expertenkreisen, wenn auch noch hinter vorgehaltener Hand, dem Nordwestbalkan zugerechnet. Prima Vorschlag, meinen wir. Da kann sich Georg Milbradt, der amtierende Ministerpräsident, auf den Kopf stellen und mit dem Hintern Fliegen fangen. Beziehungsweise es wird ihm nichts anderes übrigbleiben. MICHAEL RUDOLF